Kino, Fußball und Architektur
Ambelokipi bedeutet „Weingärten“. Aber es fällt schwer zu glauben, dass dieses Innenstadtviertel einmal ein Dorf mitten im üppigen Grün war. Heute führen fünf Athener Hauptstraßenachsen durch Ambelokipi. Keine Straße illustriert die Entwicklung des modernen Athen derart anschaulich wie die Vassilissis Sofias Avenue – eine architektonische Chronologie der Stadt. Der klassizistische Stil weicht der Avantgarde der Fünfzigerjahre, deren Inbegriff das Hotel Hilton ist. Mit ihrer strengen Geometrie gibt die von Walter Gropius entworfene US-Botschaft den Ton für spätere Experimente vor, wie das Athener Konzerthaus. Dieser Bruch mit der Tradition spiegelte den breiteren sozialen Wandel wider, als sich die Athener in den Sechziger- und Siebzigerjahren den wachsamen Blicken ihrer Familien entzogen, um sich in neuen Stadtteilen, wie eben Ambelokipi, niederzulassen. Erschwingliche moderne Wohnungen zogen auch viele Nichtgriechen an und verstärkten die leger-kosmopolitische Atmosphäre der Gegend. Mit einer hohen Kinodichte ist Ambelokipi auch der Ort, wohin Filmfreunde bis heute eilen, um den neuesten Streifen zu sehen.
Das Athener Konzerthaus
Als es 1991 eröffnet wurde, beeindruckte das Athener Konzerthaus (Megaro Mousikis) mit seiner eleganten Fassade, die antike Schlichtheit mit modernem Minimalismus verbindet, und mit seinen holzgetäfelten Konzertsälen sogar betuchte und weitgereiste Athener. An einem Ort zu spielen, dessen Hausorchester von Sir Neville Marriner geleitet wurde, bedeutete höchstes Prestige. Heute hat das Haus seinen festen Platz im Athener Kulturleben gefunden, öffnet seine beeindruckende Musikbibliothek der Öffentlichkeit und veranstaltet Konzerte in den gepflegten Gärten. Oft wird es auch als Konferenzzentrum genutzt und bisweilen finden dort Ausstellungen statt. Krönen Sie einen Spaziergang mit einem Drink im Café-Bistro in den Gärten.
Der Mavili-Platz
Wenn Kolonaki das Herz der Athener Kaffeehauskultur ist, dann ist der Mavili-Platz (Platia Mavili) der Dreh- und Angelpunkt der spätnächtlichen Barszene. Nach einem weniger bedeutenden griechischen Poeten benannt und ursprünglich als Verkehrsinsel geplant, hat sich dieser dreieckige Platz zum inoffiziellen Treffpunkt für Kneipengänger gemausert. Die Attraktion: eine Randbebauung mit kleinen Bars, die Tische auf den Platz stellen und fast 24 Stunden am Tag Stammkunden bedienen. Viele dieser Schwemmen genießen „legendären“ Status in den Annalen des Athener Nachtlebens. Der Imbisswagen, der diese Klientel die ganze Nacht lang versorgte, war so erfolgreich, dass er sich zum vollwertigen Büdchen gemausert hat, das Vromiko (wörtlich: Dreckiges), das heißt Hotdog und Sandwichs, bis um 7 Uhr in der Frühe verkauft. Welche Gegend in der Stadt gerade „in“ ist, ändert sich, aber die Nacht am Mavili-Platz beginnen oder ausklingen zu lassen kommt nie aus der Mode.
Das Stadion von Panathinaikos Athen
Es ist nicht lange her, dass das Stück Athen rund im die Leoforos (die Avenue) bei jedem Heimspiel von Panathinaikos grüner war als eine Saint-Patricks-Parade. Jedes Tor dröhnte buchstäblich durch die ganze Nachbarschaft, wenn die Fans in Jubel ausbrachen, der die Scheiben klirren ließ. Heute spielt Panathinaikos im Spyros-Louis-Olympiastadion in Maroussi. Das in den frühen Zwanzigerjahren gebaute Stadion Apostolos Nikolaidis (wie es offiziell heißt) ist aber ein derart starkes Symbol für eingefleischte Panathinaikos-Fans, dass Versuche, es in eine moderne Vereinsarena auszulagern, wiederholt fehlgeschlagen sind. Obwohl die Mannschaft heute Anhänger in aller Welt hat, ist sie derart tief in der Innenstadt verwurzelt, dass die Unterstützung von Panathinaikos ein Kriterium für den waschechten Athener ist.
„Jedes Tor dröhnte buchstäblich durch die ganze Nachbarschaft, weil die Fans in Jubel ausbrachen, der die Scheiben klirren ließ.“
Prosfygika (Wohnungsbau für Flüchtlinge)
Wenn Sie sich die bröckelnde gelbe Wohnsiedlung an der Alexandras Avenue genau ansehen, werden Sie einen Sprühnebel von Einschusslöchern in den pockenbesetzten Fassaden bemerken. Diese stammen aus dem Jahr 1944 und den Dezemberereignissen (Dekemvriana), den blutigen bewaffneten Auseinandersetzungen, die in Athen zwischen EAM-ELAS und der britischen Armee zusammen mit Regierungstruppen stattfanden. Eine von der Kommunistischen Partei dort angebrachte Marmortafel ehrt den Heldenmut ihrer Mitglieder. Die Wohnanlage war ein Jahrzehnt früher für griechische Vertriebene aus Kleinasien gebaut worden. Die in acht Gebäuden untergebrachten 228 Wohnungen sind ein herausragendes Beispiel der Bauhausarchitektur in Griechenland. Trotz des extrem heruntergekommenen Zustandes werden viele davon noch bewohnt, und rund ein Viertel ist in Privatbesitz. Ein ambitionierter Sanierungsplan einschließlich Museum ist in Arbeit, aber bis dahin bleiben die “Prosfygika“ (Flüchtlingshäuser) ein Denkmal der Stadtgeschichte, das nicht ganz in die Umgebung passen will.
Der Eleftherias-Park
Nennen Sie es das Athener Paradox, aber die besten Orte, um der Stadt zu entfliehen, liegen oft mittendrin. Der Parko Eleftherias (Freiheits-Park) liegt an einer der verkehrsreichsten Straßen Athens, aber der Lärm legt sich mit jedem Schritt, den man den niedrigen, mit Rasen bepflanzten Hügel hinaufgeht. Dieser an den Rändern kühle und schattige Park ist ein beliebter Picknickplatz mit ungehinderter Sicht auf den Hymettus-Berg. Eine massive Bronzestatue des Staatsmannes Eleftherios Venizelos markiert die Infanteriekaserne aus der Zeit der Balkankriege, in der heute eine kleine Gruppe von Kulturstätten untergebracht ist: das Eleftherios-Venizelos-Museum, eine Galerie für Kunstausstellungen und ein Museum für die Widerständler gegen die Militärdiktatur zwischen 1967 und 1974, von denen viele dort gefoltert wurden. Zwei Steinbauten, die als eines der ersten Armeespitäler in Griechenland dienten, werden gerade als Bibliothek renoviert.