Verhaltensregeln
Dem Neuankömmling mag Athen auf den ersten Blick etwas chaotisch erscheinen. Wir Athener tun Dinge auf unsere Art. Regeln befolgen wir nicht wirklich gerne, aber bei Sitten und Bräuchen sind wir sehr eigen. Folgen Sie unseren Insider-Tipps, um Athen mit ortskundiger Führung zu erleben – und die Fettnäpfchen zu vermeiden, in welche Touristen normalerweise treten. Unsere Tipps helfen Ihnen einen stressfreien Aufenthalt in der Metropole zu genießen.
Sprechen Sie unsere (Körper-)Sprache
Keine Angst: Sie brauchen kein Griechisch zu lernen, bevor Sie die Stadt besuchen. Natürlich werden ein „Jassas!“ (hallo) oder ein „Efcharisto!“ (danke) gern gehört, aber die meisten Athener sprechen Englisch. Oft sind wir sogar mehrsprachig.
Griechen lieben das Gespräch. Seien Sie also nicht überrascht, wenn Sie eine/n Unbekannte/n nach dem Weg fragen und sich daraus ein persönliches Gespräch entwickelt, das mit einer Einladung zum Mittagessen bei der Großmutter endet.
Wir Griechen sprechen gerne laut und gestikulieren dabei oft stark. Lassen Sie sich davon nicht einschüchtern und ducken Sie sich nicht etwa, um den Handbewegungen auszuweichen. Niemand beabsichtigt handgreiflich zu werden. Es gefällt uns einfach, das Gesagte mit Körpereinsatz zu untermalen. Wir haben das Drama geschaffen, es lebt in uns weiter.
Seien Sie umsichtig bei der Wahl Ihres Restaurants
Lassen Sie sich nicht von Kellnern, die in touristischen Gegenden vor den Restaurants um Kundschaft buhlen, dazu verleiten, im erstbesten Restaurant Platz zu nehmen. Egal, wie hungrig Sie sind. Auch wenn man Sie schon beinahe davon überzeugt hat, dass dies der Ort sei, wo es den besten gegrillten Tintenfisch im Land, auf der Welt, wenn nicht sogar im Universum gibt. Von ein paar Ausnahmen abgesehen, sind diese Orte kein Paradebeispiel dafür, was Athen in kulinarischer Hinsicht zu bieten hat.
Erkundigen Sie sich im Vorhinein gründlich darüber, wo man in Athen am besten isst. Sie werden es uns danken. Erscheinen Sie bloß nicht schon um 18 oder 19 Uhr zum Abendessen. Auch 20 Uhr ist noch zu früh. Wir Athener essen gerne spät, und die Restaurantküchen sind bis lange nach Mitternacht geöffnet.
Feilschen ist nicht angesagt
Glauben Sie nicht, dass jeder Verkäufer darauf aus ist, Sie beim Preis zu übervorteilen, nur weil Sie kein Einheimischer sind. Während es früher schon fast zum guten Ton gehörte, den Preis herunterzuhandeln, wird es heutzutage weniger gern gesehen. Wenn man also nicht gerade vorhat, den halben Laden aufzukaufen, sollte man sich mit dem Feilschen besser zurückhalten. Wenn Ihnen der Preis allerdings extrem überteuert erscheint, dann sagen Sie auf jeden Fall Ihre Meinung. Laut. Und gestikulieren Sie dabei.
Trinkgeld geben Sie Kellnern, Taxifahrern, Hotelpagen und Frisören. In Cafés und Restaurants ist ein Trinkgeld in der Höhe von 10-15% der Gesamtrechnung angemessen. In Taxis können Sie die Summe aufrunden oder zwei Euro zum Betrag dazuzahlen.
Fußgänger aufgepasst!
Seien Sie achtsam auf der Straße. In vielen Städten treten die Autofahrer auf die Bremse, sobald ein Fußgänger seinen Fuß auf die Zebrastreifen setzt. Dies ist in Athen nicht der Fall. Deshalb muss man noch nicht um sein Leben fürchten. Nehmen Sie sich jedoch in Acht vor dem einen oder anderen Motorradfahrer, der auf dem Gehsteig fährt oder dem gelegentlichen Autofahrer, der bei Rot über die Ampel fährt.
Lassen Sie sich Zeit
Planen Sie genug Zeit ein, um die Stadt zu erkunden. Es ist unrealistisch, an einem Wochenende alles unter einen Hut bringen zu wollen: die Akropolis besichtigen, alle sehenswerten Museen und die angesagtesten Restaurants besuchen, dann noch schnell an den Strand fahren und trotz allem pünktlich den Flug oder die Fähre erwischen. Sie machen Urlaub. Es ist heiß hier. Es gibt viel zu sehen, zu tun und zu essen. Bleiben Sie also länger als nur ein, zwei Tage.
Kommen Sie nicht um den 15. August herum, das ist nämlich der größte nationale Feiertag. Die meisten Athener haben die Hauptstadt verlassen und verbringen die Tage auf einer der griechischen Inseln, und die meisten trendigen Bars und Restaurants sind zu dieser Zeit geschlossen.
Thema Kleidung: Was man vermeiden soll
Tragen Sie keine Hotpants oder bauchfreie und ärmellose T-Shirts, wenn Sie einen Besuch in einer Kirche oder einem Kloster planen. Einige Dinge überlässt man am besten der Vorstellungskraft. Wenn Sie unbedingt Hotpants tragen wollen, sparen Sie sich dieses Vergnügen für einen Abstecher an den Strand auf. Und verzichten Sie auf hohe Absätze, besonders, wenn Sie unsere rutschigen, empfindlichen antiken Marmorstätten besuchen.
Beachten Sie die Toiletten-Etikette
Erschrecken Sie nicht beim Anblick des Schildes "Bitte kein Papier in die Toilette werfen“, das über jedem WC der Stadt klebt. Dies ist ein ernsthaftes Anliegen. Athen ist eine alte Stadt, und fast genauso alt ist die Kanalisation.
Vermeiden Sie Klischeevorstellungen
Verfallen Sie nicht der Annahme, dass alle Athener Frappé trinken, Souvlaki essen, die Mahlzeit mit Retsina runterspülen und in antiken Chitonen auf Eseln reiten. Auch von Ihnen wird das nicht erwartet. Frappé ist starker Instant-Kaffee, der zittrig machen kann. Souvlaki ist ein gelegentlicher Leckerbissen, kein Grundnahrungsmittel. Von Retsina, besser gesagt, zu viel davon, bekommt man garantiert Kopfschmerzen. Und Esel findet man mittlerweile nur noch im städtischen Zoo.
Genießen Sie die Sonne - mit Vorsicht
Seien Sie nicht sparsam mit der Sonnencreme. Auch an einem besonders sonnigen Wintertag können Menschen mit blasser Haut einen Sonnenbrand bekommen. Von April bis Ende Oktober ist Sonnenschutz ein Muss, ganz gleich, wie sehr Sie Ihren Freunden daheim Ihren goldgebräunten Teint zeigen möchten.
Versuchen Sie nicht, die Akropolis während des Sommers zur Mittagszeit zu besteigen. Kein Sonnenschutz kann Sie vor einem Hitzschlag bewahren. Gehen Sie früh morgens oder vor Sonnenuntergang.
Stellen Sie unseriöse Taxifahrer zur Rede
Werden Sie nicht zum Opfer der ewigen Touristenfalle. Taxifahrer sind, ob zu Recht oder Unrecht, berüchtigt für die Touristen-Abzocke. Da machen unsere Taxifahrer keine Ausnahme. Vergewissern Sie sich, dass das Taxameter eingeschaltet wird, sobald Sie sich ins Taxi setzen. Für einige Strecken – wie etwa vom Athener Flughafen ins Stadtzentrum - gilt eine Pauschale. Wenn es in Ihrem Taxi so heiß wie in einem Backofen ist und Ihnen Zigarettenasche durch das offene Rückfenster zufliegt, tun Sie sich keinen Zwang an und erinnern Sie Ihren Fahrer daran, dass wir nicht mehr das Jahr 1960 schreiben.