Während sich in Athen alles um die großen Museen und historischen Stätten dreht, wird man vielleicht die ausgetretenen Pfade verlassen und etwas wirklich ungewöhnliches sehen wollen. Zum Glück gibt es eine Menge Optionen. Falls Sie Juwelen lieben, sollten Sie sich das Schmuckmuseum Ilias Lalaounis nicht entgehen lassen. Über die griechischen Musikinstrumente wie die Bouzouki können Sie sich im Museum traditioneller Musikinstrumente kundig machen. Und wenn Sie Ihr Verständnis der politischen Geschichte des Landes vertiefen wollen, können Sie das im Museum politisch Verbannter tun. Mehr über diese ungewöhnlichen Orte und noch einige andere bietet der nachfolgende Führer.
Das Museum griechscher traditioneller Musikinstrumente
Die Musik hat das griechische Kulturerbe mindestens so geprägt wie der Marmor. Dieses klingende Museum enthält ungefähr die Hälfte der 1.200 Musikinstrumente, die der Gründer Fivos Anojannakis in Jahrzehnten zusammengetragen hatte. Sie sind in einem schönen alten Herrenhaus in einer der Seitenstraßen der Plaka zu sehen, dessen Garten von zwei riesigen Schildkröten bewohnt wird. Im Inneren wird man unerwartete Zugaben finden, wie etwa das Semantron, ein langes Holzbrett, das in den Klöstern mit einem Holzhammer geschlagen wird, um anstelle der Glocken die Mönche zum Gebet zu rufen. Auf Knopfdruck kann man die Instrumente über Kopfhörer auch hören. Im Obergeschoss findet man das bekannteste griechische Instrument: die Bouzouki, die eine Hauptrolle in den Werken legendärer Komponisten wie Mikis Theodorakis und Vassilis Tsitsanis gespielt hat. Die Bouzouki bezaubert bis heute das Publikum in den vielen Rembetiko-Lokalen der Stadt, gewöhnlich in Begleitung von elektrisch verstärkten Rhythmen, Körben voller Gardenien, mit denen die Musiker und Sänger vom Publikum überhäuft werden, und Whisky in Strömen.
Das Schmuckmuseum Ilias Lalaounis
Das perfekte Museum für Menschen, die sich buchstäblich vom Glanz der Geschichte blenden lassen wollen. In einem schönen Gebäude, das früher als Werksatt des griechischen Starjuweliers Ilias Lalaounis diente, erzählt dieses Museum die Geschichte menschlichen Zierrats im Lauf der Jahrhunderte. Die glitzernden Kollektionen basieren auf Motiven von der Steinzeit über die minoische Hochkultur und Byzanz bis ins 20. Jahrhundert. Die größten Blickfänger sind schwere Goldgeschmeide, fast wie Rüstungen, die auf lebensgroßen Puppen ausgestellt sind: riesige runde Platten, von denen Goldscheibchen herabzutropfen scheinen, und eine dicke Schlange, die sich vom Hals zur Brust hinabwindet. Das seltenste Ausstellungsstück findet sich aber im Foyer: ein voll funktionsfähiges Atelier, wo Gold- und Silberschmiede nach traditionellen Techniken arbeiten, einschließlich den Markenzeichen von Lalaounis, wie dem Hämmern und Weben von Hand, filigranen „Stickereien“ und der Granulation.
Das Badehaus der Winde
Es war einmal eine Zeit, da war der Besuch im Hammam wie ein paar Stunden in den Sozialmedien, wo man sich den jüngsten Klatsch holt. Wie passend ist es da, dass es für die Tour durch das letzte bestehende öffentliche Badehaus Athens (aus dem osmanischen Zeitalter) eine digitale App gibt, die Sie in die Geräusche und Rituale dieses einst so betriebsamen Bades eintauchen lässt. Sie werden fröhliches Geschwätz, Gelächter und Livemusik hören, die früher in den Umkleideräumen auf der Empore spielte, während sich die Gäste in Badetücher wickelten und in Holzpantinen schlüpften. Folgen Sie ihren Schritten ins lauschige Tepidarium, wo warme Temperaturen die Poren sanft auf die Schönheitsbehandlungen im nachfolgenden Caldarium vorbereiteten – einer Kammer voller Dämpfe mit Fußbodenheizung (die stellenweise noch sichtbar ist). Hier haben die Wärter die Badenden abgerubbelt, gescheuert, gepeelt, abgespritzt, rasiert und mit Henna behandelt. Obwohl die Tradition öffentlicher Bäder in Athen seit dem 5. Jahrhundert v. Chr. belegt ist, wurde dieses Dampfbad erstmals 1677 als das Hammam des Abid Effendi erwähnt. Im späten 19. Jahrhundert wurden getrennte Räume für Männer und Frauen angebaut. Gebadet wurde dort noch bis 1956, danach stand das Bad drei Jahrzehnte lang leer, ehe es restauriert und als Museum wiedereröffnet wurde.
Das Griechische Automuseum (Hellenic Motor Museum)
Griechenland ist nicht gerade für seine Automobil-Tradition bekannt, und so mag es als Standort für ein Automuseum etwas ungewöhnlich wirken. Aber es gibt in Griechenland wichtige Sammler von Superschlitten, viele von ihnen Reeder mit einem Hang zu schnittigen, schnellen Autos. Ein solcher Magnat ist auch Theodoros Charangionis, dessen Sammelleidenschaft derart außer Kontrolle geraten ist, dass er für seine Kollektion ein Museum bauen musste. Auf drei Ebenen findet man dort eine rotierende Auswahl aus seiner 300 Stücke zählenden Sammlung, die in die Sparten antik, Veteranen, Vintage, klassisch und zeitgenössisch unterteilt ist – von pferdelosen Kutschen über einen Ford T (das erste „echte“ Auto) bis zu einer Flotte feuerroter Ferraris. Eine kleine Abteilung ist dem kaum bekannten, kurzlebigen Autobau in Griechenland gewidmet. Autofans jeden Alters werden es lieben.
Das Museum politisch Verbannter
Dieses Museum, das einem verschütteten Kapitel griechischer Geschichte gewidmet ist, wird seinerseits oft übersehen. Der friedvolle Hof bereitet Sie nicht auf die erschütternden Exponate im Inneren vor. Das Exil-Museum befasst sich mit den Gefängnissen, Lagern und Inseln, wo die griechischen politischen Gefangenen im 20. Jahrhundert eingesperrt waren oder wohin sie verbannt wurden. Im Obergeschoss ist das Ai-Stratis-Museum, benannt nach der Ägäisinsel, wo des Kommunismus Verdächtige nach dem Griechischen Bürgerkrieg festgesetzt wurden. Unter der aufschlussreichen Führung von Charilaos Sismanis, dem Sohn der Künstlerin Katerina Chariati-Sismani (die wegen ihrer linken politischen Ansichten verbannt worden war) sehen Sie ergreifende Erinnerungsstücke wie das Modell eines Gefangenenzeltes und ein von Häftlingen gemachtes Schachspiel, dessen Figuren aus Brot modelliert wurden.
Die Ausstellung im Erdgeschoss konzentriert sich auf Makronissos, eine Insel vor Attika, wo kommunistischer Sympathien verdächtigte Zivilisten, Rekruten und Armeeoffiziere Zwangsarbeit leisten mussten und gefoltert wurden, bis sie sich „gebessert“ hatten. Es kann sein, dass Lazaros Kyritsis Sie durch das Erdgeschoss führt, ein unglaublich rüstiger 99-Jähriger, der sowohl auf Makronissos als auch später unter der Militärdiktatur im Athener Gefängnis Korydallos dem Tod entronnen ist. Alle Schilder und Tafeln sind auf Griechisch, aber die Wärter werden jede verfügbare Information auf Englisch für Sie auftreiben. Vielleicht geben Sie Ihnen auch eine persönliche Führung.