Das neue kulinarische Quartier Athens
In der Antike war der Keramikos wegen seiner Töpferwerkstätten bekannt („keramos“ heißt auf Griechisch Ziegel). Das Gebiet wurde durch die Stadtmauer in den inneren und den äußeren Kerameikos unterteilt. Vor dem Stadttor lag der Friedhof, wo prominente Athener bestattet wurden. Heute ist er eine faszinierende archäologische Stätte.
Carolina hat sich diese Nachbarschaft wegen der interessanten Geschichten dahinter, vor allem aber wegen der großen Auswahl an exzellenten, authentischen Restaurants, Fachgeschäften und Märkten für ihre kulinarischen Touren ausgesucht.
Frühstück mit einer Gastronomieexpertin
Die Führung beginnt mit einem Frühstück in einem örtlichen Café und Laden, der auf Produkte von der Insel Chios spezialisiert ist. Carolina stellt einen kleinen Tisch voll mit Tässchen mit griechischem Kaffee, der mit etwas Mastix, einem Harz von Bäumen im Süden der Insel, aromatisiert ist, mit Joghurt unter einer Schicht Löffelkonfekt (Früchte in Sirup; eine typische griechische Süßigkeit) sowie Brot und Käse aus Chios. Aus einer Plastikdose holt sie mehrere Massourakia, eine Art Baklava, und biete sie uns auf einem Teller zum Kosten an.
Carolina weiß praktisch alles über die Produkte, die wir probieren. Löffelkonfekt? Sie weiß, dass sie heutzutage auf Löffeln daherkommen, weil diese Süßigkeiten in einem Krug aufbewahrt und Gästen auf Löffeln und einem kleinen Teller vorgesetzt wurden. Sie weiß auch, dass der Unterschied zwischen Löffelkonfekt und Marmelade vor allem darin besteht, dass das Konfekt am Stück eingekocht wird. Joghurt? Sie kann ihren eigenen machen und weiß, dass verschiedene Kuh- und Schafrassen verschiedene Milchsorten hervorbringen, die alle den Geschmack und die Textur beeinflussen. Das Sauerteigbrot auf dem Tisch? Sie kann eine großartige Bäckerei im Athener Stadtzentrum empfehlen, wo man genau solches Brot bekommt.
Shoppen (und essen) wie die Einheimischen
Carolina führt uns zu einem kleinen Speziallebensmittelladen voller Erzeugnisse aus dem ganzen Land. Sie erzählt uns, dass „diese Läden mit super lokalen Produkten ein Ergebnis der Griechenlandkrise“ seien. Junge Städter, die ihren Job verloren hatten, entschlossen sich, zu den Bauernhöfen ihrer Großeltern zurückzukehren und sich in den Familienbetrieb einzubringen. Sie haben die Produkte aufpoliert, von der Verpackung bis zum Marketing, und angefangen, sie in eben solchen Delikatessläden anzubieten, wie dem, den Carolina uns jetzt zeigt.
Der andere Aspekt dieser Bewegung von der Farm auf den Teller ist der Laiki, der örtliche wöchentliche Bauernmarkt, der jeden Dienstag in Keramikos mehrere Wohnblocks einnimmt. Carolina greift sich eine riesige Quitte und erzählt uns, was man damit alles kochen kann. Sie hebt einen Granatapfel hoch und untersucht ihn, und sie kauft sogar ein paar Möhren für ihre eigenen Kochprojekte. Sie erklärt uns, dass diese Bauernmärkte in ganz Athen an verschiedenen Wochentagen stattfinden und alles anbieten, von leuchtenden Orangen und Bergen von Grünzeug bis zu frischem Fisch.
Nach so vielen frischen Sachen haben wir wieder Hunger, und Carolina nimmt uns in ein kretisches Restaurant mit. Ganz nach kretischer Sitte bestellt sie für uns alle Raki und stellt dann den Tisch mit kleinen Tellern voll, um die Meze-Kultur zu veranschaulichen. Aber das ist eine Lektion in einer anderen Lektion: Die Tellerchen, die sie bestellt und aus denen gemeinsam gegessen wird, richten alle den Fokus auf die besondere Küche dieser Insel. Ein Dakos – ein Kringel aus hartem, mehrfach gebackenem Brot mit pürierter Tomate, Zwiebel und weichem Käse bedeckt – wird auf den Tisch gestellt. Sie bestellt auch eingelegte Artischocken und Apaki, mundgerecht geschnittenes mageres, geräuchertes Schweinefleisch. Derweil nippen wir Raki, und die Führung verwandelt sich plötzlich in ein Essen unter Freunden.
Top-Tipp: Kommen Sie hungrig. Echt hungrig. Sie werden in verschiedenen Restaurants essen und jede Art griechisches Essen probieren.
Wie lautet das Urteil?
Sie werden sehr wahrscheinlich etwas kosten, das Sie noch nie probiert haben, oder in dem Viertel, das vielleicht ihr Lieblingsquartier wird, über ihr neues Lieblingsrestaurant stolpern.
- Dauer: 5.30 Stunden
- Preis: €125 pro Erwachsener. Für Gruppen von 2-7 Personen.
- Zeit: Dienstags, um 10:30 Uhr