Shopping, Politik und Prachtbauten
Die meisten Besucher stellen sich vermutlich vor, dass die Akropolis das „historische Zentrum“ Athens bildet. Aber genauso wie die altgriechische Gesellschaft auf den Handel und die Politik fixiert war, ist dies auch im heutigen Griechenland der Fall. Der Handel ist im Dreieck, das die Plätze Syntagma, Omonia und Monastiraki bilden, fest verankert – das „historische Dreieck“ umfasst die Banken, welche das Rückgrat der griechischen Wirtschaft bilden, ebenso wie die Kleinbetriebe, die seine Seele ausmachen. Auch die Politik ist hier fest verwurzelt: Das Parlament überschaut die größte Platzanlage der Stadt, und viele Schlüsselministerien wie diejenigen für Finanzen und Äußeres liegen hier. Es ist vielleicht nicht gerade der „Nabel der Welt“ wie Delphi, aber es ist sicherlich der Ort, wo Entscheidungen getroffen werden, die in ganz Griechenland widerhallen.
Syntagma
Syntagma (griechisch für Verfassung) ist das Schaufenster und das Zentrum der Politik, seit 1843 eine Revolte dem damaligen König Otto eine nationale Verfassung abrang. Die Lage am Parlament hat den Platz als wichtigsten Schauplatz von Demonstrationen und Wahlkundgebungen etabliert. Wie Athen, so hat sich auch der Syntagma-Platz im Laufe der letzten Jahre stark verändert. Die Luxushotels auf der Nordseite bewahren den Glamour der Post-Osmanischen-Ära (Ende des 19. Jahrhunderts) und etwas vom temperamentvollen Caféleben der 1970er Jahre. Als die Stadtplaner Eduard Schaubert und Stamatis Kleanthes in den 1830er Jahren mit der Gestaltung der Hauptstadt des neu unabhängigen Griechenlands beauftragt wurden, beabsichtigten sie, den Königspalast (das Gebäude, in dem heute das griechische Parlament untergebracht ist) am Omonia-Platz zu errichten, den sie sich als Stadtzentrum vorstellten, während der Syntagma-Platz das östliche Ende der Stadt bilden sollte. Ihr Plan wurde nicht genehmigt, so dass es der bayerische Architekt Michael Koch war, der den bestehenden Platz umgestaltete und in zwei Abschnitte teilte. der obere Platz, der heute als "Parlamentsplatz" oder "Grabmal des Unbekannten Soldaten" bekannt ist, und der untere Platz, der heutige Syntagma-Platz. Aufgrund der unterschiedlichen Höhenlage wurden die beiden Abschnitte durch eine Marmortreppe verbunden.
Shopping in der Ermou und der Äolou
Einkaufszentren locken immer mehr Menschen in die Peripherie der Stadt, aber die Ermou-Straße bewahrt sich den Status des Kronjuwels des Athener Einzelhandels. In der Ermou-Fußgängerzone haben internationale Marken die örtlichen Läden weitgehend verdrängt, aber kleinere Nischenbetriebe halten sich noch in den Seitenstraßen zwischen der Ermou und der Äolou – einer weiteren Einzelhandelsenklave mit Geschäften im Familienbesitz und Discountläden. Hier finden Sie alles, von Kurzwaren und handgemachten Lampenschirmen bis zu Meditationskristallen, Federboas, Süßwasserperlen, Schnallen und Kunstperlen. Ein Schaufensterbummel durch die Ermou ist ein beliebter Zeitvertreib am Sonntag. Aber der Betrieb kommt in den Seitenstraßen des Zentrums nie zum Erliegen: Wenn die Geschäfte zumachen, verwandelt sich das Viertel in eine hippe Kneipenmeile mit vielen ethnischen Restaurants.
Der Varvakios-Markt
Der Einkauf von Meersfrüchten zur Fastenzeit, des Osterlamms und des Weihnachts-Schweinebratens in den städtischen Zentralmarkthallen ist für die Athener eine Tradition, die bis ins späte 19. Jahrhundert zurückreicht. Aber auch außerhalb der Festtage ist der Varvakios-Markt eine moderne Reinkarnation der antiken Agora, wo die Händler und die Kunden vom Sonnenaufgang an über Rinderhälften und Politik schachern. Seien Sie gewarnt: das ist kein Ort für heikle Gemüter. Wenn Sie der Anblick des Schlachtermessers abstößt, halten Sie sich besser an die Seitengassen rund um die Markthallen, wo Sie Läden mit einer reichen Auswahl an Käsesorten, glitzernden grünen und schwarzen Oliven, Klötzen von Sesam-Halva, Knoblauchzöpfen und von Hand gesammelten Kräutern finden werden. Hungrig? Probieren Sie eine der altmodischen Magiria (Garküchen für die Arbeiter) im oder rund um den Markt.
Das Grabmal des unbekannten Soldaten
Das Grabmal des unbekannten Soldaten, eines der meistfotografierten Wahrzeichen der Stadt, ist in die Mauer unterhalb der Zeremonientreppen des Parlaments eingelassen. In den Marmor gemeißelte Auszüge aus der Grabrede des Perikles erinnern schmerzlich an den Preis des Krieges, selbst für die siegreiche Seite: „Ein Ruhebett aber wird leer für diejenigen mitgeführt, die vermisst sind“. Die Präsidentengarde oder Evzonen stehen vierundzwanzig Stunden am Tag neben dem Grab und bewachen es symbolisch. Ihre unverwechselbare Uniform basiert auf dem Kostüm, das von den revolutionären Kämpfern von 1821 getragen wurde, und es gibt eine Symbolik für jedes der Elemente des Kostüms; Die rote Mütze steht für das Blut, das im Konflikt vergossen wurde, die weiße Farbe steht für Reinheit und den gerechten Kampf für die Unabhängigkeit, während der Kilt 400 Falten hat, eine für jedes Jahr der osmanischen Herrschaft. Die Wache wechselt jede Stunde, aber Sie sollten Ihren Besuch so planen, dass sie die große zeremonielle Wachablösung sonntags um 11 Uhr miterleben können.
Die Athener Trilogie
Die hochgesteckten Ambitionen der "modernen“ Stadtplaner spiegeln sich in drei schönen klassizistischen Bauten wider: der Athener Akademie, der Universität und der Nationalbibliothek. Das Leben pulsiert in diesen architektonischen Schmuckstücken und um sie herum, da der Vorplatz der Universität oft die Bühne für Protestveranstaltungen abgibt, unter dem wachsamen Auge des revolutionären Poeten Rigas Feräos, dessen Statue vor dem Gebäude steht. Werfen Sie einen Blick in die Säulenhalle vor der schlichten Fassade, auf die bunten Fresken, die Szenen aus Geschichte und Mythologie darstellen und einen Hinweis auf das reich dekorierte Innere mit seinem säulengeschmückten Audimax und den anderen Festsälen sowie die goldgefassten Stuckaturen der Decken liefern.
Die Bibliothek mit der geschwungenen Freitreppe und die Akademie mit dem aufwändigen Skulpturenschmuck sind Werke des Architekten Theophil Hansen, aber üppiger gestaltet als die Universität seines Bruders Christian. Die Akademie und die Universität sind oft zugänglich und laden zu einem Streifzug ein. Die Sammlung der Nationalbibliothek ist im Wesentlichen in den Neubau der Stavros-Niarchos-Stiftung an der Küste gezogen, und im Altbau ist ein Museum geplant. Die leuchtend weißen Skulpturen der Athene, des Apollon, des Platon und des Sokrates von Leonidas Drossis vor der Akademie bilden vor dem blauen attischen Himmel den idealen Hintergrund für ein Urlaubsfoto.
Der Omonia-Platz und sein Status Wahrzeichen
Für die Griechen ist Omonia ebenso ein Symbol der modernen Stadt wie die Akropolis der Antike - und mit ebenso vielen kulturellen Bezügen. Als Athen zum ersten Mal die Hauptstadt Griechenlands wurde, war Omonia ein kosmopolitisches Zentrum. Später, um 1880, wurde es zur Endstation für Kutschen und andere Transportmittel, was es zum Ort machte, an dem Griechen aus den Provinzen ankamen.
Durch aufeinanderfolgende Migrationswellen in den 1960er und 1970er Jahren ist Omonia der Ort, an dem Neuankömmlinge aus dem Dorf mit „Landsleuten“ verbunden sind, die die umliegenden Kaffeehäuser frequentierten. Omonia wurde zum Schauplatz der Arbeiterbewegung in Athen - dem Schauplatz für Gewerkschaftsmärsche, aber auch zum Konvergenzpunkt spontaner Feierlichkeiten zu großen Sportsiegen wie der Fußball-Europameisterschaft 2004. Und während sowohl der Platz als auch die Stadt im Laufe der Jahre mehrere Veränderungen erfahren haben, ist Omonia immer noch der Ort, an dem Sie den städtischen Puls von Athen spüren können (und seit dem das neue Erscheinungsbild des Platzes im Mai 2020 enthüllt wurde, auch die kühlenden Nebel aus der hydrokinetischen Skulptur von George Zongolopoulos).