Cooler Lifestyle in alten Arbeitervierteln
Thissio und Petralona sind weniger touristisch ausgerichtet als Monastiraki und bevorzugte Treffpunkte von Athenern zum Sehen und Gesehenwerden und zum Essen gehen. Sich in der Iraklidon-Straße in Thissio am Wochenende einen Tisch zu sichern, kann zur Herkulesaufgabe geraten – passend in einer Straße, die nach den Abkömmlingen des Sagenhelden, den Herakleiden, benannt ist. Das liegt nicht nur an fehlenden Sitzgelegenheiten: Die Kunden hier und in der naheliegenden Akamantos-Straße lieben es, über einem Drink und einem Meze den letzten Film, das neueste Buch oder das politische Tagesgeschehen zu zerreden.
Thissio und Petralona sind bescheidene Viertel mit Wurzeln in der Arbeiterklasse, die ab den Neunzigerjahren gentrifiziert wurden und Stundenten und junge Berufseinsteiger dank ausgezeichneter Lage, eleganter Stadthäuser und schöner älterer Wohnungen angezogen haben. Dieser eher langsame Zuzug half dabei, den Gemeinschaftssinn der Viertel zu bewahren. Die Ortsansässigen treffen sich in den vielen Nachbarschaftstavernen, deren Angebot von preisgünstig bis postmodern reicht, oder den Cocktailbars mit diversen Ausblicken auf die Akropolis. Ein Streifzug durch diese benachbarten Viertel lohnt sich bestimmt: alte Straßenbahnschienen, aparte architektonische Schmuckstücke und ein jüngst entdeckter Abschnitt der antiken Straße, die von Athen nach Piräus führte.
Kulturzentrum Melina Mercouri
Nur eine echte Zeitmaschine könnte besser sein als die Ausstellung mit der Rekonstruktion alter Athener Ladenfassaden aus dem frühen 20. Jahrhundert. Der „Streifzug durch das alte Athen“ ist zwar klein, der Besuch lohnt sich aber auf jeden Fall, allein schon wegen des Gebäudes: der früheren Hutfabrik Pil-Poul. 1886 gegründet versorgte die Pilopiio (Hutfabrik) Poulopoulos nicht nur elegant gekleidete Athener mit Hüten, sondern beschäftigte auch hunderte von Arbeitern und exportierte nach Ägypten, Bulgarien und in andere Länder. Das 1.500-Quadratmeter-Gebäude ist heute das städtische Kulturzentrum Melina Mercouri, wo Kulturevents stattfinden und das Charidimos-Schattentheater untergebracht ist, das sich dem traditionellen griechischen Schattenspiel Karagiozis verschrieben hat – vordergründig etwas für Kinder, in Wirklichkeit aber voller Anspielungen auf die osmanische Herrschaft.
"Ein Sommerspaß, der zur Tradition wurde: die Filmabende im herrlichen ummauerten Garten.“
Verband Griechischer Archäologen
Seit er für den Autoverkehr gesperrt wurde, hat sich der untere Abschnitt der Ermou-Straße zum Schaufenster der Straßenkultur gemausert – Musik, Tanz, Graffiti. Die pastellfarbene, klassizistische Stadtvilla will so gar nicht in dieses unkonventionelle Ambiente passen und ist doch ein fester Bestandteil davon. Der Sitz des Verbandes Griechischer Archäologen ist ein auch Athenern wenig bekannter Schauplatz von Kulturveranstaltungen. Tagungen, Workshops und Vorträge über Archäologie verbinden sich über eine Reihe gelegentlicher Aktivitäten mit der zeitgemäßen Pop- und Volkskultur, von Handwerksausstellungen bis zu Unterricht in griechischen Tänzen. Ein Sommerspaß, der zur Tradition wurde: die Filmabende im üppigen ummauerten Garten, der den kurvigen Umrissen des Gebäudes folgt.
Nationales Observatorium Athen
Abendbesucher des Nationalen Observatoriums werden durch einen Blick in den Athener Nachthimmel durch das 40-Zentimeter-Objektiv eines 1902 gebauten Teleskops belohnt (auf Vereinbarung). Aber auch am helllichten Tage gibt es im Nationalen Observatorium mehr als genug zu sehen, von der herrlichen Architektur des Gebäudes und der Sammlung wissenschaftlicher Instrumente bis hin zur Akropolis in ihrer ganzen Pracht. Jeder, der Wert auf Pünktlichkeit legt, wird besonders den "Zeitraum" zu schätzen wissen, in dem ein französisches Teleskop aus dem 19. Jahrhundert aufbewahrt wird, mit dem bis 1964 die offizielle griechische Zeit eingestellt wurde. Es ist ein Geschenk von Baron Georg von Sina, einem reichen Auslandsgriechen, der in der Stadt mehrere Monumentalbauten finanziert hat. Ein Spaziergang über das Gelände des Observatoriums bietet einen herrlichen Blick auf Athen und es gibt sogar einen kleinen Veranstaltungsraum an den mit Kiefern bewachsenen Ausläufern, in dem im Frühling und Sommer Theater- und Musikaufführungen stattfinden.
Die Promenade Apostolou Pavlou
Ein Spaziergang über die Apostolou-Pavlou-Fußgängerpromenade gehört zu den beschiedenen Freuden des Lebens in Athen. Die Idee, eine denkmalgerechte Promenade um die West- und Südhänge der Akropolis zu bauen, wurde erstmals 1847 formuliert und in den frühen 1860er Jahren zum Leben erweckt. Heute ist die Promenade eine Verbindung zwischen einer antiken Stadt und einer modernen Metropole. Straßenkünstler, Skateboardfahrer, Aktivisten, die ein ganzes Füllhorn an Anliegen über einem ausschütten, Kunsthandwerker und Touristen bilden eine bunte Menge, die weit in die Jahrhunderte zurück zu reichen scheint, zu den Rednern und Händlern, die einst die Pnyx und die Agora bevölkerten. Ein modernes Wahrzeichen, an dem man nicht achtlos vorbeigehen sollte, ist das Sommerkino Ciné Thissio mit der Hausnummer 7, das seit 1938 besteht.
Ciné Zefyros
Dieses Open-Air-Kino fängt das Dorfambiente von Petralona perfekt ein. Seit den Dreißigerjahren, als dort Revuen und Schattentheater gegeben wurden, ist es das Zentrum des lokalen Gemeinschaftslebens. Wie dieses Filmkunstkino, so hat sich auch die ganze Nachbarschaft mit der Zeit entwickelt: von einem Elendsquartier von Griechen, die aus der Türkei vertrieben wurden, zu einer reizvollen urbanen Enklave aus Steinhäusern mit umfriedeten Gärten und Behausungen aus der Mitte des letzten Jahrhunderts, wo die Bewohner auch heute noch auf der Türschwelle sitzen und Klatsch austauschen, während sie dem Kommen und Gehen in den örtlichen Tavernen zuschauen.