Wer Ägina besucht und hippe Hotels und ein Nachtleben à la Mykonos erwartet, ist hier an der völlig falschen Adresse. Die größte Stärke dieser gastfreundlichen Insel ist ihre ungezwungene Ausstrahlung. Ägina ist mit 85 km² die größte Insel im Saronischen Golf. Ihre in höchsten Tönen gelobten Vorzüge sind die Pistazien, die in Hainen überall auf der Insel wachsen, und der bemerkenswert gut erhaltene Aphaia-Tempel, ein Wunder dorischer Baukunst auf einer pinienbewachsenen Bergkuppe.
Scheinbar Welten entfernt von der Hektik Athens, und dennoch nahe genug, um täglich hin und her zu pendeln: Der malerische Hafen Äginas bietet eine willkommene Abwechslung mit seinen ungezwungenen Cafés und seinen bröckelnden neoklassischen Herrenhäusern. Die meisten Tagesausflügler und Touristen, die hier ein verlängertes Wochenende verbringen, sind Griechen, weshalb Ägina ihren altmodischen Charme bewahrt hat mit ihrem überdachten Fischmarkt und ihren Ouzeri in den Seitenstraßen, wo die Mezedes mit Meeresfrüchten oft von Live-Musik begleitet werden.
Freitag: Erschließen Sie die Ostküste
Klar, Sie sind auf Ägina, um sich zu entspannen. Bevor Sie jedoch die Sonnenliegen aufsuchen, müssen Sie unbedingt den großartigen Aphaia-Tempel aufsuchen – schon der prächtigen Aussicht wegen. Errichtet im Jahre 480 v. Chr., stehen immer noch vierundzwanzig der vierunddreißig dorischen Säulen. An einem klaren Tag kann man sowohl den Poseidon-Tempel in Sounion als auch die Akropolis sehen (den Tempeln wird nachgesagt, sie sollen ein Heiliges Dreieck bilden). Was diese Stätte so besonders macht, ist, dass man die Ruinen aus nächster Nähe bestaunen kann. Machen Sie auch im Café Halt; die Sitzgelegenheiten im Freien sind aus antikem Stein und Marmor vom Tempel gehauen.
"Für Ägina-Puristen liegt der echte Zauber darin, sich wie eine Eidechse in die pralle Sonne zu legen und danach ins kristallklare blaue Wasser springen."
Ja, es gibt reizende Strände, wo man sich niederlassen könnte (zum Beispiel Agia Marina am Ende der Straße). Aber für Ägina-Puristen liegt der echte Zauber der Insel darin, sich wie eine Eidechse in die pralle Sonne zu legen: auf salzüberkrusteten Felsen, die die Natur terrassenförmig aus dem Gestein geformt hat. Danach springen Sie ins kristallklare blaue Wasser mit bunten Fischschwärmen.
Hoch oben auf einem felsigen Vorsprung liegt das Hotel Apollo, ein Klassiker Äginas. Die Zimmer sind hinreichend in Ordnung, die Wasserleitung unzuverlässig, und am besten bringen Sie ihr eigenes Kopfkissen mit. Worin liegt also der unschätzbare Wert? In der Aussicht, der Örtlichkeit, der Badegelegenheit (es gibt auch einen Salzwasser-Swimmingpool auf der Lobby-Ebene für diejenigen, die es Leid sind, die Stufen zum Meer hinabzusteigen) – und im verblassten Retro-Glamour eines Ortes, der kurz davor ist, wieder in Mode zu kommen. Das Restaurant direkt am Meer serviert einige der besten traditionellen griechischen Gerichte auf der Insel, insbesondere die gefüllten Tomaten, das Meeresfrüchte-Risotto und das Garnelen-Saganaki.
Ein wesentlicher Bestandteil der Szenerie des Hotels Apollo ist die Strandbar Sotos direkt neben der Hotelanlage. Sotos ist eine jener kleinen Bars, auf die man nur wenige Male im Leben stößt. Sie befindet sich auf einer schmalen steinernen Anlegestelle, die mit einigen Leitern und einem Sprungbrett, ein paar heiß begehrten Sonnenschirmen und Liegestühlen, einigen Faltstühlen und Tischchen für Backgammon oder einen Snack ausgestattet ist. Die Atmosphäre ist cool, nach dem Motto ‚Leben und leben lassen‘, mit Musik, die sich der Stimmung anpasst und den ganzen Tag läuft. Gebräunte Jugendliche aus der Gegend nippen an Caipirinhas und essen Nektarinen aus Papiertüten, während ältere Ruhesuchende in der Nähe der Leiter auf bunten Luftmatratzen ein Nickerchen machen. Aber für die meisten gilt das Motto ‚Rein ins Wasser, raus aus dem Wasser, trocknen…und das Ganze nochmal‘.
Samstag: Ägina Erkundungen
Ägina ist seit langem ein Rückzugsort für einige der großartigsten Schriftsteller und Künstler Griechenlands – dem Autor von Alexis Sorbas, Nikos Kazantzakis, dem Nobelpreisträger Odysseas Elytis und dem Meisterexpressionisten Dimitris Mytaras, um nur einige zu nennen. Erschließen Sie die künstlerische Seite der Insel mit einem Besuch im ehemaligen Atelier des Bildhauers Christos Kapralos etwa 3 Kilometer nördlich von Ägina Stadt. Bewundern Sie die fließenden Kunstwerke, die seinen Namen etablierten (Capralos repräsentierte Griechenland 1963 auf der Biennale in Venedig). Die Galerie beherbergt eine beeindruckende Sammlung seiner leidenschaftlichen Malereien, Friese und Keramiken, die seine ausdrucksstärksten Themen umfassen: Die Tragik des Krieges und die Bindung zwischen Mutter und Kind. Es sind jedoch die im Garten verstreuten Skulpturen im Stil Picassos, welche die besten Fotomotive hergeben. Insbesondere seine Bronzeskulptur, Mutter, die hinausblickt auf das blaue Meer, das sich vor ihr erstreckt.
Nachdem Sie sich den ganzen Tag am Strand abgeschunden haben (probieren Sie den sandigen Marathonas-Strand mit comfortablen Liegestühlen und schattigen Eukalyptusbäumen auf der Westseite der Insel), genießen Sie Ihren Cocktail im Inn on the Beach, einer beliebten, fröhlichen Bar am Meer, in der Nähe der Ägina Stadt. Fühlen Sie die Gischt um Ihre Knöchel spritzen, während Sie die Sonne über der Basilika Panagitsa am Horizont über dem Wasser untergehen sehen.
Sonntag: So lässt's sich leben
Sie sind noch nicht optimal entspannt? Unternehmen Sie eine zehnminütige Bootsfahrt mit dem See-Taxi von Perdika zum beschaulichen Inselchen Moni (unbewohnt, abgesehen von einigen geselligen Pfauen, wilden Ziegen und Rehen). Dort finden Sie ein grünes Paradies mit sandigen Buchten, Wanderwegen und einer Anzahl an tollen Picknick-Plätzen. Auf der anderen Seite der Insel gibt es auch eine ausgezeichnete Taverne.
Boote nach Moni fahren auch ab Ägina Stadt (die Fahrt dauert 20 Minuten).
Überall entlang des Hafens findet man Pistazienstände, die mit köstlichen Souvenirs locken, wie beispielsweise Pistazienbutter und Pistazienpesto. Auf der Panayioti Ireioti-Straße, die parallel zum Hafen verläuft, befindet sich Mourtzis Traditional Sweets eine skurrile Fundgrube lokaler Tees, Süßigkeiten und traditioneller Desserts. Der Pistazien-Baklava ist der Star der Show. Vielleicht am unwiderstehlichsten von allen sind die frisch geernteten Pistazien, die in Fischerbooten verkauft werden, welche am Hafen vertäut liegen.
Infokasten
Eine Reihe von Fährunternehmen (Hellenic Seaways, Saronic Ferries, Aegean Flying Dolphins und A.N.E.S.) bedient mehrmals täglich Ägina von Piräus. Mit den kleineren, schnellen Fähren dauert die Fahrt 40 Minuten; die größeren Schiffe (Autofähren) benötigen etwa 75 Minuten. Preise, Fahrpläne und Buchungen auf Viva, Ferryhopper oder Ferryscanner.