Exarchia war schon immer ein Umschlagplatz für radikale Ideen und gegenkulturelle Lebensentwürfe. Eingeklemmt zwischen dem Schickeriaviertel Kolonaki und der betulicheren Wohngegend Kypseli ist Exarchia eine Enklave der Boheme, wo Studenten, Intellektuelle, Künstler und alteingesessene Bewohner ihren Alltag mit einer punkigen Einstellung bewältigen. Oder, im Fall des „Jungen von nebenan, der es geschafft hat“ Leon of Athens, mit einer griechischen Indie-Pop-Einstellung. Der Sänger und Songschreiber (bürgerlich: Leon Veremis) hat seinen seelenvollen Elektrosound entwickelt, als er noch in Exarchia lebte. Auch wenn er heute die meiste Zeit in London verbringt oder unterwegs ist, hat er sein Studio in dieser eigenwilligen Nachbarschaft behalten.
Ansonsten zieren Hausbesetzungen und moderne Kunstgalerien die Straßen rund um den Platz, dem das Quartier seinen Namen verdankt, und fast jede Fläche ist mit Wandbildern bekannter Street-Art-Künstler (und den Tags weniger bekannter Vandalen) bedeckt. Exarchia ist der Ort, wo man einen Autorenfilm oder die etwas exzentrischere Variante des Athener Nachtlebens genießen kann, findet Leon. „Das findest du in den kleinen Clubs, Bars und Live-Musik-Bühnen – wie dem legendären An Club, wo sich viele von uns ihre ersten Clubbing-Sporen verdient haben“, sagt er. Es ist auch das literarische Herz von Athen: Man findet hier mindestens so viele Verlage und Buchhandlungen wie Cafés. „Exarchia zieht eine Menge Menschen an, von Austauschstudenten, über Migranten bis zu Kreativen mittleren Alters“, sagt der Performer. „Mir gefällt, dass es hier Ecken und Kanten gibt; weil dieses Kantige in das Alltagsgefühl einer echten Athener Nachbarschaft eingebunden ist.“
Bauernmarkt in der Kallidromiou-Straße
Früh am Samstagmorgen verwandelt sich die hüglige Kallidromiou-Straße in einen der besten Bauernmärkte (laiki) von Athen, mit Bergen von frischem Obst und Gemüse der Saison aus heimischer Produktion, die unter grell-orangefarbenen Markisen ausgelegt sind. Die Menge hier ist eine eigentümliche Mischung aus jungen und alten Athenerinnen und Athenern, Migranten und Models. Jeder findet hier Zeit für ein Schwätzchen, und die Politik steht immer auf der Tagesordnung, aber der Gedankenaustausch wird häufig durch die lautstarken Rufe der Markthändler unterbrochen, die die Aufmerksamkeit auf ihre Stände lenken wollen. Die Besucher des Markts werden sich fast immer nach einem Tisch in einem der Cafés in der Kallidromiou-Straße umsehen, wie dem Paraskinio, das auf Marmortischchen guten Kaffee und Mini-Croissants serviert.
Enikos
Wenn sie in der lebhaften Kallidromiou-Straße auf einen ruhigen Drink aus sind, kommen Sie abends wieder, wenn das Enikos, eine klassische Schwemme aus den frühen Neuzigerjahren, aufgemacht hat. Die Musik ist hinreichend subtil, um bedeutungsschwangere Konversationen zu fördern, und die Wände sind mit Drucken, Fotos und Bucheinbänden dekoriert, die oft von den Schriftstellern gestiftet wurden, die hier sich hier treffen.
Ama Lachei
Für ein authentisches kulinarisches Erlebnis sollten Sie mittags oder abends ins Ama Lachi gehen. Treten Sie durch die Pforte dieser einstigen Grundschule, und Sie werden sofort eine Ahnung davon haben, wie früher die Höfe der Athener Häuser aussahen. An einem sonnigen Tag können Sie die entspannte Atmosphäre auf sich wirken lassen, indem Sie den Einheimischen dabei zuschauen, wie sie sich durch endlose Gespräche hindurchgestikulieren, während sie stundenlang an den Tischen sitzen bleiben. Sie können hier eine Vielfalt an Meze-Tellern probieren, die örtliche Delikatessen verwenden. Die Weinkarte ist gut, und das alles zu sehr vernünftigen Preisen.
Vintage Vibes
Exarchia hat dutzende Plattenläden, voller neuer und gebrauchter Alben, denn das Vinyl ist hier offengestanden nie aus der Mode gekommen. Allgemein sind Vintage-Läden in dieser Gegend der Schnäppchenjäger schwer im Kommen. Besuchen Sie die Ippokratous-Straße, um Second-Hand-Luxusläden wie das BOHBO zu entdecken, oder auch das Yesterday’s Bread am unteren Ende der Kallidromiou, das Kleider und Accessoires aus Holland importiert.
Alexandrino Café Bistro
Französisches Flair bietet das Alexandrino, ein ganztags geöffnetes Lokal inmitten von Restaurants, mit einer kosmopolitischen Atmosphäre, die sich himmelweit von der Exarchia-Durchschnittsbar abhebt. Dieser klassische Ort zum Sehen und Gesehenwerden hat den Ruf eines ausgezeichneten Service und großartiger Cocktails, darunter ein wirklich gediegener Pisco Sour. Die Liste der Drinks und Weine ist ziemlich lang, aber mit etwas Glück kann man sich einen der Hocker an der langen Holztheke schnappen und das ganze Programm ablaufen lassen. Sollten Sie gar an einen der begehrten Tische kommen, machen Sie es sich gemütlich und genießen Sie das jazzige Ambiente und die verlockende Auswahl süßer und deftiger Snacks.
Warehouse
Ebenfalls ganztags geöffnet und eine großartige Wahl ist das Warehouse, das eine erfrischende Mischung aus entspannter Raffinesse und Industriedesign bietet. Man kann dort die Wahl aus einer langen Liste von Weinen treffen, die glasweise serviert werden. Die Speisekarte ist kurz, enthält aber Gerichte, die klassischen Rezepten einen Kick geben, wie Roastbeef mit gebuttertem Bulgur, und das Lokal zu einer festen Adresse für die Anwohner gemacht haben.
Das Café des Arhäologischen Nationalmuseums
Am anderen Ende von Exarchia, an der einstmals prächtigen Patission-Straße, bestechen das Archäologische Nationalmuseum und die Technische Hochschule von Athen durch ihre elegante klassizistische Architektur. Das Museum zeigt atemberaubende Sammlungen, die 7.000 Jahre antiker griechischer Geschichte und Vorgeschichte abdecken. Wenn Sie dem Gewusel der Gegend entfliehen möchten, dann sollten Sie in dem wunderschönen Gartencafé Zuflucht suchen, wo Sie einen griechischen Kaffee zwischen antiken Statuen schlürfen können.