Das Wohnviertel Thissio ist voller gut erhaltener klassizistischer Stadthäuser aus dem frühen 20. Jahrhundert. Teile dieser photogenen Nachbarschaft – diejenigen, die nahe an der antiken Agora liegen – sind direkt auf den Ruinen des klassischen Athens errichtet worden. Vom Bahnhof Thissio aus gehen Sie entlang der Bahnlinie nach Süden in die Eptachalkou-Straße, wo Sie eine schön erhaltene Ecke des Athen der Belle Époque entdecken werden.
Ein kurzer Gang über die Eptachalkou führt Sie zur Galerie Bernier Eliades, eine der ältesten und einflussreichsten der Stadt. Seit 1977 spielen Jean Bernier und Marina Eliades eine Schlüsselrolle im Kunstleben der Stadt und bringen einige der wichtigsten Namen der internationalen Kunstszene nach Athen: bahnbrechende Künstler wie Joseph Beuys, Jannis Kounelis, Gilbert & George und Robert Wilson. Legen Sie einen Halt ein, um einige der guten griechischen Künstler kennen zu lernen, die hier ebenfalls vertreten sind.
Wenn Sie die Eptachalkou weitergehen, ändert sich der Name in Thessalonikis. Legen Sie eine Kaffeepause im Café Loux ein und genießen Sie interessante Ausblicke auf das moderne Athen hinter der Bahnlinie. Am Ende der Thessalonikis stoßen Sie auf die alte Hutfabrik Poulopoulos, heute das Kulturzentrum Melina Mercouri mit einer Hommage an das Athen des 19. Jahrhunderts und das traditionelle griechische Schattenspiel.
Biegen Sie links ein und gehen Sie weiter, bis Sie auf die Iraklidon-Straße mit ihren lebendigen Bars und Restaurants treffen. Folgen Sie den alten Straßenbahnschienen bis zur Buchhandlung Lemoni, einer winzigen Fundgrube neuer und gebrauchter griechischer Bücher, wo man auch einige gute Übersetzungen griechischer Literatur ins Englische, Deutsche, Französische und Italienische finden kann. Der Besitzer Spyros Xenos liebt es, über Literatur zu plaudern. Bisweilen veranstaltet er in seinem Nachbarschaftstreff, der nach den duftenden Zitronenbäumen im Hof benannt ist, Kunst- und Fotoausstellungen.
Ein paar Meter weiter liegt das interaktive Herakleidon Museum. Ziehen Sie sich die Ausstellung antiker Technologie, Mathematik und anderer kopflastiger Themen rein, ehe Sie die Iraklidon entlang zum malerischen Thissio-Platz mit seiner lebhaften Kaffeehausszene weiterschlendern. Oder gehen Sie bergauf die Amfiktionos-Straße hoch und dann in die Likomidon, um den von Künstlern betriebenen Raum SECCMA Trust zu besuchen. In einem typischen Athener Erdgeschossladen ist dies das Hauptquartier von Serapis, einem Kollektiv junger griechischer Künstler und Designer. Schauen Sie vorbei, um ihnen bei der Arbeit zuzusehen, bei der Produktion avantgardistischer Mode und Konzeptkunst, die von der Schifffahrt inspiriert sind.
Von hier ist es nu rein kurzer Weg bergauf zum Nymphenhügel, der vom Athener Konservatorium bekrönt wird, dem 1846 gegründeten ersten Forschungszentrum Griechenlands. Nach einer Tour durch das Gebäude und über das Gelände – mit antiken Fernrohren, Schablonenmalereien an den Decken und atemberaubenden Blicken auf die Stadt – gehen Sie weiter um den bewaldeten Hügel herum zum Viertel Petralona.
An der Ecke der Straßen Thorikon und Dimofontos liegt die Galerie Eleni Koroneou. Die von der Tochter der Gründerin, Alexandra Ikonomou, mitbetriebene Galerie zeigt seit 1989 die Werke bekannter internationaler und aufkommender griechischer Künstler – darunter des Deutschen „Jungen Wilden“ Helmut Middendorf, der mit Eleni Koroneou verheiratet ist. Vor der Gründung des Museums für zeitgenössische Kunst EMST hatten Galerien wie diese die Aufgabe übernommen, den Athenern die letzten Kunsttrends nahe zu bringen.
Sie sind jetzt an der Grenze zwischen Thissio und Patralona. Falls Sie die Dimofontos entlanggehen, wird sie Sie ins hippe Viertel Ano Patralona mit seinen vielen Bars und Restaurants führen. Ansonsten wird Sie ein kurzer Gang hügelab zurück über die Bahnlinie ins nüchternere Kato Petralona bringen.
Hier versteckt sich das Posamentenwerk Mentis, eine historische Textilfabrik, wo früher einige der besten Posamente (Zierborten, Kordeln, Fransen, Litzen, Quasten u. a.) Griechenlands erzeugt wurden, die 150 Jahre lang an Theaterkostümen, Armeeuniformen und in der Haute Couture Verwendung fanden. Als der Betrieb 2011 bedauerlicherweise schließen musste, schenkte die Familie Mentis dieses „lebendige Museum“ dem Benaki-Museum.
Um die heutige Athener Kultur zu erkunden, können Sie noch ein paar Blocks weiter zum hervorragenden Erweiterungsbau Pireos 138 des Benaki-Museums gehen, wo Ausstellungen verschiedener Sparten, von Malerei und Bildhauerei bis Architektur, Photographie und Mode stattfinden.
Gesamtdistanz: 1.700 Meter
Verlauf des Spaziergangs