In der Athener Innenstadt geboren und aufgewachsen, kennt Vassilis Haralambidis das Stadtzentrum wie kaum sonst jemand. Der Graphiker und Kurator hat 2001 das Bios gegründet, das erste unabhängige Zentrum moderner urbaner Kultur. Das Bios, das in einem in die Jahre gekommenen Gebäude im Bauhaus-Stil untergebracht ist, hat das Viertel Keramikos als neue urbane Speerspitze auf den Stadtplan gesetzt. 2014 eröffnete er das Romantso, ein kooperatives Zentrum für Kreativberufe, in der früheren Druckerei eines Verlages von Klatschmagazinen. Die heutigen Bewohner rangieren von einem Hula-Hoop-Lehrer bis zu einem Textildesigner, der an einem digitalen Webstuhl arbeitet. Sie werden sie beim Brainstorming im Café im Erdgeschoss treffen, bei Konzerten örtlicher Bands im Keller oder auf Partys oben auf dem Flachdach.
Das Romantso liegt in Gerani, einem schäbigen, quirligen Gebiet, das zwischen dem Omonia-Platz und Psirri eingekeilt liegt. „Das ist der älteste Teil der Neustadt. Es ist das Zentrum des Athener Handels, aber es nimmt auch die gesamte Migrantenpopulation aus Griechenland und dem Ausland auf“, sagt Haralambidis. „Mir kommt dieses Quartier vor wie das Zentrum des Universums. Es ist sehr multikulturell. Es ist der Ort, wo alles zusammenfindet. Omonia bedeutet Eintracht.“
Stani
Die Gegend rund um den Omonia-Platz war früher voller Milchgeschäfte – das waren damals die Cafés und Konditoreien. Dies ist das letzte solche Geschäft in der Athener Innenstadt. Wenn es so etwas wie ein griechisches Frühstück gibt, dann ist das der Schafmilchjoghurt aus dem Stani mit Honig und Walnüssen. Sie bereiten alle ihre Produkte aus frischer Milch vor Ort zu. Andere Delikatessen sind die Brötchen mit frisch gemachter Butter und Honig und das Anthogala, eine Art süßer Schichtsahne in hohen Eisbechern, mit Walnüssen bestreut.
Lefteris o Politis
Dieser traditionelle Familienbetrieb ist eine der ältesten Kebab-Buden in Athen. Der Enkel des Gründers hat das Geschäft vor einigen Jahren übernommen, man bekommt aber immer noch dieselben klassischen Leckerbissen. Ein minimalistischeres Souvlaki wird man in Athen nirgends kriegen: nur Tomate und Kebab (ein gut gewürztes Hackfleischspießchen) in Pita-Fladenbrot. Normalerweise machen sie es richtig pikant, mit viel rotem Chili-Pulver. Der erste Lefteris war ein Einwanderer aus Kleinasien. Die Rezepte, die diese Flüchtlinge mitgebracht haben, sind inzwischen derart in unsere Küche integriert, dass wir das Kebab für etwas original Griechisches halten. Ich hoffe, dasselbe wird am Ende auch mit den anderen Einwandererpopulationen hier in der Gegend passieren.
Ktistakis
Loukoumades — kleine frittierte Teigbällchen mit Honig und Zimt — sind ein Klassiker unter den griechischen Süßspeisen. Das besondere an diesen hier ist, dass die Loukoumades wirklich winzig sind und der Honig in die Krapfen kommt, ehe sie frittiert werden. Sie sind wie eine Honigbombe. Man muss das ganze Teil in einem einzigen Bissen essen. Es ist wirklich heiß, knusprig und lecker. Wenn man hinein beißt, erlebt man im Mund eine Honigexplosion.
Athenée
Als erstes Kaufhaus Athens war das Athenée ein großer Erfolg. In den Siebzigerjahren war das der Ort, wo die Griechen aus den Dörfern sich ihren Anzug für die Hochzeit oder andere besondere Anlässe schneidern ließen. Es gab mehrere Adressen, aber das hier ist das letzte noch bestehende Geschäft. Der Laden ist heute ein Schatten seiner selbst, aber wenn man tief genug wühlt, findet man erstaunlich billige Vintage-Kleider für Herren und Damen.
Varvakios Obst- und Gemüsemarkt
Die ganze Gegend rund um die zentrale Athener Markthalle ist voll mit Geschäften, die alles Mögliche verkaufen, von Oliven bis hin zu Werkzeug. Wenn Sie dort auf Schatzsuche gehen, sollten Sie etwas frische Ware am Obst- und Gemüsemarkt erstehen. Wärmstens zu empfehlen sind die Salami-Sandwichs aus dem zweiten Laden links. Dort kaufen sich die Markthändler ihr Mittagbrot. Alternativ sollten Sie zum Diporto gehen, einer der ältesten Tavernen in Athen. Die Atmosphäre dort ist wirklich alte Schule. Das Essen ist sehr schlicht, aber echt gut. Ein kleiner Hinweis: Wenn Sie Käse auf Ihren Griechischen Salat wollen, müssen Sie den mitbringen. Also gehen Sie zuerst bei Miran, etwas Käse kaufen. Dieser fantastische Delikatessenladen bietet allerlei ungewöhnliche griechische Käsesorten und andere Produkte, die sonst schwer zu finden sind. Wenn Sie sich trauen, sollten Sie ihren Pastourma probieren, ein stark gewürztes Dörrfleisch mit intensivem Geschmack.