Piräus ist sehr viel mehr als nur ein Hafen. Es ist eine Stadt für sich. Trotzdem kommen die meisten Gäste hier nur schnell auf dem Weg zu den Inseln vorbei und sehen kaum mehr als den abgasgeschwängerten Trubel am Fährhafen. Nehmen Sie sich Zeit für eine Erkundung, und Sie werden archäologische Stätten, atemberaubende Blicke aufs Meer bis zu den Inseln des Saronischen Golfs und einige der besten Fischrestaurants Athens entdecken.
Piräus wurde erstmals 515 v. Chr. Teil Athens. 493 v. Chr. begann der geniale Seestratege Themistokles mit Befestigungsarbeiten, um beide Städte durch die Langen Mauern zu umschließen. Diese Verteidigungsanlagen, die heute noch sichtbar sind, garantierten den ungehinderten Zugang der Athener zur See. Nach drei Jahrtausenden hat sich Piräus heute zu einem der größten Fracht- und Passagierhäfen der Welt entwickelt. Aber dieser Handelsknoten und Tor zu den Inseln hat mehr zu bieten, als man auf den ersten Blick wahrhaben will. Ob Sie nur ein paar Stunden vor der Weiterreise totschlagen wollen oder einen ganzen Tag (oder mehr) Zeit haben, um die Gegend zu erkunden, dieser Führer wird Ihnen dabei helfen, aus Piräus das Beste zu machen.
Rund um den Hafen
Im Metro-Bahnhof Piräus können Sie bei freiem Eintritt das Museum der Elektrischen Eisenbahn besuchen. Zu den Highlights zählen ein holzverkleideter Waggon aus dem frühen 20. Jahrhundert und eine Sammlung seltener Schwarzweißfotos von Athen und Piräus aus derselben Zeit.
Die auf einem Geländerücken liegenden, gut erhaltenen Befestigungen des Eetionea-Tores wurden zwischen dem 5. und dem 3. Jahrhundert v. Chr. gebaut. Diese leicht zugängliche Stätte überblickt den Hafen und das nahe Liberty Ship Hellas, ein schwimmendes Museum, das die Geschichte der griechischen Handelsschifffahrt erzählt.
Retsina, das ungentrifizierte nachindustrielle Gebiet nördlich des Hafens, mausert sich gerade zum neuen Kulturquartier. Die Rodeo Gallery, die aus Istanbul in ein geräumiges altes Lagerhaus gezogen ist, zeigt eine Denkanstöße liefernde, avantgardistische Auswahl griechischer und ausländischer Kunst. Gleich nebenan bietet der Paleo Wine Store in einem anderen umgewidmeten Lagerhaus mit imposantem Holzdachstuhl eine beeindruckende Auswahl mediterraner Weine zu griechischen Käsen und unprätentiösen Tapas. Das Pirée in einer früheren Blechfabrik bietet ein dekadentes Ambiente und ein großartiges Café mit Cocktailbar, das vor Kunstevents, Performances und Kurzzeitausstellungen sprudelt. Diese dynamische Gegend erwacht zwischen Donnerstag und Sonntag zum Leben, wenn das Rodeo geöffnet ist und sich eine kultivierte Meute in den umgebenden Bars und Restaurants gegenseitig auf die Zehen tritt.
Früh am Sonntagmorgen können Sie eine unglaubliche Bandbreite an Schnäppchen, von Nostalgiekleidung bis zu echten Antiquitäten, auf dem Flohmarkt von Piräus erstehen, der sich neben der Bahnlinie entlang der Straßen Alipedou und Omiridou Skylitsi erstreckt. Gehen Sie so früh wie möglich hin, um die bestens Stücke aufzuspüren.
Die Innenstadt von Piräus
Schauen Sie sich die spektakuläre Nachkriegsrekonstruktion der Kirche Agia Triada, das Stadttheater von Piräus und die Städtische Pinakothek Piräus an, ehe Sie durch das weitgehend verkehrsberuhigte Geschäftsviertel südlich des Korai-Platzes schlendern. Das Arlekinos serviert herzhafte griechische Kost zu Craft-Bieren der örtlichen Kleinbrauerei Kirki.
Kastella
Dieses luftige, auf dem Gipfel eines Hügels kauernde Quartier wirkt ein weinig wie eine Athener Variante von Lissabon, Valparaiso oder San Francisco, mit gewundenen Treppenwegen und bunten Häusern aus der Zeit der vorletzten Jahrhundertwende. Klettern Sie auf den Gipfel und genießen Sie vom Park, der die Kirche Profitis Ilias umgibt, den herrlichen Blick auf den Saronischen Golf und die Attische Riviera, die sich unterhalb erstreckt. Danach können Sie in den malerischen Cafés und Tavernen an der Idis-Straße wieder Energie tanken.
Mikrolimano
Der „Kleine Hafen“, so die Übersetzung aus dem Griechischen, kauert unterhalb des Kastella-Hügels. Sein größter Trumpf ist das mit einem Michelin-Stern prämierte Varoulko Seaside, geführt von Starkoch Lefteris Lazarou. Falls das Ihr Budget sprengen sollte, sind die netten Häuschen, die den Hügel hochklettern, und die brillanten Fischtavernen rund um den Hafen ein ästhetischer Genuss. Mikrolimano mag zwar im Schatten seiner Nachbarn, der Zea-Marina und des Hafens von Piräus, stehen, aber dafür bietet es mehr als diese eine gehobene Inselatmosphäre.
Zea-Marina
Die Zea-Marina hat das entspannte Flair eines gut situierten Küstenhafens mit schicken Jachten, die neben lebhaften Cafés, Restaurants und Bars vertäut sind (das Rockfellas und das Hams and Clams stechen hier hervor). In der Antike lagen hier die großen Werften, und wenn Sie die Augen offenhalten, sehen Sie noch Zeugnisse der griechischen und römischen Befestigungen. Die beeindruckendsten sind die antiken Schiffshallen, wo hunderte Kriegsschiffe lagerten. Sie waren Teil einer mächtigen Marinebasis, die unlängst von Unterwasserarchäologen freigelegt wurde. Das Archäologische Museum Piräus auf der anderen Seite des Jachthafens stellt das alles in den richtigen Kontext, mit Statuen, Artefakten und Skulpturen, die in diesem Gebiet gefunden wurden. Verbinden Sie den Besuch dort mit einem Besuch des Griechischen Marinemuseums um eine maritime Perspektive auf die griechische Geschichte zu erhalten.
Peiraiki und Chatzikryakion
Nehmen Sie sich eine Stunde Zeit, um die Halbinsel Peiraiki zu umwandern. Die Küstenstraße bietet schöne Ausblicke auf Kreuzfahrtschiffe und Frachter, deren Silhouetten sich gegen die Inseln Salamis und Ägina am Horizont abheben, während an der Felsküste darunter Ortsansässige angeln. Die Küste der Peiraiki und die Seitenstraßen am Chatzikyriakion-Waisenhaus sind der Ort, wo die meisten Athener ausgehen, um erschwinglichen, authentischen Fisch und Meeresfrüchte zu genießen. Eine geniale Fischtaverne ist Margaro landeinwärts, neben der Seekadettenschule. Dort wird ihnen vorgesetzt, was gerade gekocht wird, zu gastlichem Weißwein und gratis Orangenkuchen als Nachtisch. Das nahe Yperokeanio ist eine winzige Fischtaverne, wo Sie inmitten von Originalnippes delikaten geschmorten Kraken und Sardinen auf Toastbrot schlemmen können. Oder legen Sie im Ta Vrachia tis Peraikis einen Zwischenstopp ein, um den Sonnenuntergang bei einem Teller frittierter Calamari zu genießen.