Dieser schön am Südwesthang des Hymettus und 40 Minuten vom Stadtzentrum gelegene luxuriöse Wohn- und Urlaubsort hat das ganze Jahr über ein gewissermaßen tropisches Flair und ist für Athen das, was Cannes für die Côte d’Azur ist. Es gibt so gut wie kein Graffiti. Palmen, Springbrunnen und sonnige Beete voller Ringelblumen säumen die Athinas Avenue und heißen Sie in diesem selbstbewusstesten aller Südathener Vororte willkommen, dessen Hauptbeschäftigung in der Muße liegt. Die brillante tiergestaltige Skulptur Equus von Kostis Georgiou akzentuiert den fast ständig blauen Himmel und die Ausstrahlung der Bucht von Vouliagmeni mit ihren Luxusjachten und den exklusiven, elitären Segelclubs und Marinas.
Modebewusste Typen aus Kolonaki und Kifissia rümpften früher die Nase über dieses "abgelegene Kaff, wo man bestenfalls die Zehen ins Wasser tunkt“. Das Kultur- und Shoppingangebot in Vouliagmeni fällt vielleicht noch hinter anderen Teilen der Stadt zurück, aber der Ort bietet die anmutigsten Strände bei freiem Eintritt und gegen Bezahlung sowie das beste Essen an der Küste. Die Fleming-Straße (die Millionärsmeile des Viertels) und das üppig grüne Kavouri zählen zu den teuersten Lagen der Hauptstadt. An den Sommerwochenenden, wenn diese Enklave an der Küste vor Touristen und Städtern birst, die eine Atempause von der Stadt suchen, wissen die Bewohner ihre eigenen Strände und Eisdielen zu meiden.
Der Vouliagmeni-See
Den Blicken fast entzogen liegt hinter der Posidonos Avenue die schöne eingesunkene Kaverne des Vouliagmeni-Sees, dem dieser südliche Vorort seinen Namen verdankt (vouliagmeni heißt „versunken“). Dieser das ganze Jahr über geöffnete See ist im Grunde eine überflutete frühere Kalksteinhöhle, welche von gelbbraunen Klippen gesäumt und durch unterirdische mineralische Ströme gespeist wird, die konstant 24 Grad warm sind. Viele meckern über den gesalzenen Eintrittspreis (momentan 16 € unter der Woche und 19 € am Wochenende). Aber wenn man durch die brackigen Grotten watet und winzige schwarze Fische (Kalogries) an den Zehen knabbern, dann bekommt man das Gefühl, in einem exklusiven Spa zu sein. Den See umgeben luxuriöse Rasenflächen und Sonnenliegen, und es gibt ein ganztags geöffnetes Restaurant, das auch Gastronomieabende (von Frühjahr bis Herbst) mit Jazz- und Orchestermusik unter den angeleuchteten Felsen bietet.
Baden in Vouliagmeni
Das elegante Vouliagmeni ist demokratischer als es zunächst den Anschein hat: Sie werden hier jede Art Strand finden. Besonders Anspruchsvolle zieht es ins berühmte Astir auf der üppig grünen Halbinsel Mikro Kavouri. Einst die sommerliche Spielwiese von Jackie Onassis und Brigitte Bardot, bietet der teuerste Strand Athens von Hand gepflegten Sand, Bedienung an der Liege, Designerboutiquen und feines Essen. Der zentrale Strand Akti Vouliagmenis, wo sich die Posidonos und die Apollonos schneiden, ist eines der am besten betreuten öffentlichen Strandbäder in Athen und eine Multi-Tasking-Oase, die für jeden etwas bietet. Für 5 € Eintritt haben Sie Zugang zu Sonneliegen, breiten Rasenstreifen für Picknick und Ballspiel, Tennis- und Volleyballplätzen, Cafés und einem Spielplatz plus aufblasbarem Aquapark. Ortsansässige schwimmen gratis an den felsigen Piers vor dem Café En Plo oder dem Sardelaki. Beide bieten Zugang zum klaren Wasser der Vouliagmeni-Bucht. Ebenfalls gratis ist die sehr beliebte Abfolge kleiner Felsbuchten Limanakia Vouliagmenis an der Küstenstraße direkt hinter Vouliagmeni. Bronzefarbene Anwohner entspannen sich zu Musik auf einem geselligen Deck, ehe sie ins Blau des Meeres tauchen.
Alt-Vouliagmeni – Die Klassiker
Während die Athener Riviera im Ausland an Prestige gewonnen hat, hat entsprechend auch die Zahl der neuen Restaurants und stilvollen Cafés zugenommen, die sich eine Scheibe davon abschneiden wollten. Die alteingesessenen Bewohner von Vouliagmeni – viele leben seit Generationen dort – lassen sich zwar auf Experimente ein, aber sie halten überwiegend treu zur alten Garde. Auf der Hauptcafémeile, der Agiou Panteleimonos gegenüber dem Wasser, sind dies vor allem das aristokratische Café Aqua Marina mit seinen großen alten Damen, das Waffle House, seit mehr als zwei Jahrzehnten ein Treff für gelassene Sonntagnachmittage oder nach der Schule, und die Roumors Lounge, wo die Jugend des Viertels ihre Samstagabende angehen lässt.
Direkt gegenüber vom See ist das hochklassige Fischrestaurant Lambros mit fantastischem Blick über die Bucht von Vouliagmeni seit 1889 ein örtliches Wahrzeichen, und es ist nicht totzukriegen. In einem Vorort mit einem merkwürdigen Mangel an traditionellen Tavernen ist das heimeilige Loizides auf der belebten Ermou-Straße ein Nachbarschaftstreff der alten Schule, vor allem im Winter und während der offiziellen Feiertage. Der Prominenten-Luxus-Hotspot Itahki – ein Hochsitz, der das Astir Beach überschaut – hat praktisch jeden getränkt und abgefüttert, von Leonardo di Caprio bis Bill Clinton.
Große Krabbe, kleine Krabbe – Kavouri
In seiner westlichen Hälfte, von der Athinas bis zum Meer, zeigt sich Vouliagmeni zweifelsohne von einer schönsten Seite. Dazu gehören die beiden nebeneinander liegenden Halbinseln Mikro und Megalo Kavouri (große und kleine Krabbe) sowie prachtvolle Villen, makellose Badebuchten, der Hotelklassiker Astir Palace Resort (im März als erstens griechisches Four Seasons neu eröffnet), malerische Promenaden am Meer und die Bilderbuchkapelle Agios Georgios. Hier schlägt der Puls des aufgefrischten Vouliagmeni am stärksten. Eine der beliebtesten Promenaden der Athener Riviera, der gepflasterte Küstenpfad, der am Café Lasithi an der Iliou-Straße beginnt, wurde mit frischem Grün und neuen Esslokalen anstelle der etwas heruntergekommenen früheren Buden aufgehübscht.
Weiter unten an der Iliou, gegenüber dem Hotel Divani Apollon Palace, hat sich zum etablierten Sonnenuntergangstreffpunkt Garbi das schicke und luftige Agora Riviera gesellt (eine weitere Neugründung in einem in die Jahre gekommenen Lokal). Das Stadtgespräch im letzten Sommer war aber der neue Strandclub des Hotels Margi, das Krabo by the Sea, ein höchst ästhetischer (wie auch teurer) Außenposten an der fantastischen Koska-Bucht mit Sonnenliegen mit Baldachin, einer Boutique für Urlaubskleidung und feinem Essen direkt am Strand.
Sommerkino
Nichts ist charakteristischer für den Athener Sommer als ein Abend im Kino unter den Sternen. Die Einwohner von Vouliagmeni nehmen seit 1975 im Sommerkino Cine Akti an diesem Ritual teil. Von Mai bis Ende September zeigt dieses Nachbarschaftskino auf seiner kleinen Leinwand in einem von Bougainvilleen gesäumten Hof zwei Filme pro Woche: normalerweise den letzten Hollywoodfilm (auf Englisch mit griechischen Untertiteln) und einen Kultklassiker (oft fremdsprachig). Man muss sich vielleicht mit ein wenig leisem Geschwätz und einer etwas fragwürdigen Akustik herumschlagen – aber es geht ja nicht so sehr um den Film als vielmehr darum, sich als Teil dieser eng verbundenen Küstengemeinde zu fühlen. Wie in den meisten Kinos in Europa können Sie zu Ihrem Film ein Bier oder einen Wein genießen.