Beim Gedanken an die Kykladen kommen Ihnen vielleicht lange Fahrten mit der Fähre in den Sinn, sodass man mindestens eine Woche einplanen müsse, damit sich die Reise lohnt. Weit gefehlt. Es gibt eine Kykladische Insel, die nur eine Stunde von Athen entfernt ist. Und sie ist genauso schön wie der Rest.
Kea (oder Tzia, wie sie unter den Ansässigen bekannt ist) ist eine 60-minütige Bootsfahrt entfernt von Lavrio, einem unscheinbaren Hafen unweit des Athener Flughafens, der in weniger als einer Stunde mit dem Auto oder dem Bus vom Stadtzentrum zu erreichen ist.
Obwohl Kea ziemlich mondän und vornehm ist, ist sie das auf dezente Weise. Ihre Nähe zur Hauptstadt hat viele wohlhabende Athener angezogen, die dort Sommerhäuser gebaut haben, welche sich meistens diskret zwischen den Hügeln verstecken. Der einzige Nachweis für die Anwesenheit der Reichen sind die Yachten und Segelboote, die man entdeckt, während man sich aus dem Autofenster hinauslehnt, um einen Blick auf einen abgelegenen Strand zu werfen, oder jene im idyllischen kleinen Hafen Vourkari.
Viele Straßen auf Kea sind nicht asphaltiert, aber das macht zum Teil den Zauber der Insel aus. Man braucht einen Wagen, um die wildere, östliche Seite der Insel zu erforschen, wo Feldwege vorherrschen. Entlang der Küstenlinie von Kea befinden sich über 30 Strände, aber die meisten sind nur per Boot erreichbar. Allerdings gibt es einen verlässlichen Bus-Service, der Sie vom Hafen Korissia zur Chora oder Hauptstadt Ioulida und weiteren hübschen Buchten, einschließlich Otzias, Vourkari und Koundouros bringt.
Kea mag nicht die Insel der endlosen Geschichte und der Sehenswürdigkeiten sein…aber deswegen haben Sie ja schließlich nicht Athen verlassen, oder?
Freitag: Entspannen und genießen
Das Erste, was Sie nach Ihrer Ankunft wohl machen wollen, ist ins Meer zu tauchen. Kein Grund, gleich in den letzten Winkel der Insel zu fahren, wo es doch ganz in der Nähe ein paar tolle Strände gibt. Beginnen Sie mit dem kleinen, aber angesagten Strand Gialiskari. Direkt an der Straße vor dem gleichnamigen Dorf gelegen, lockt das türkisblaue Wasser, und eine Strandbar mit Holzdeck bietet Erfrischungsgetränke.
Für etwas im größeren Maßstab folgen Sie der Straße bis Otzias, dem längsten organisierten Strand von Kea. Darüber hinaus ist er äußerst kinderfreundlich, mit einem kleinen Spielplatz, einer Menge Sonnenbetten und seichten Gewässern.
Griechen lieben die Redewendung, dass Schwimmen den Appetit anregt. Wenn Sie sich hungrig fühlen: Otzias Kouzina ist eine Strandtaverne, die traditionelle griechische Gerichte anbietet, einschließlich frittierter Kalamari und Salaten aus dem Garten des Inhabers. Fragen Sie nach den Tagesgerichte, und falls der Kellner Briam (Gemüseauflauf im Backofen mit Olivenöl) erwähnt, bestellen Sie gleich zwei davon.
Die Sonnenuntergänge auf Kea wetteifern mit denen auf Santorin, mit dem Unterschied, dass man sich hier nicht durch Selfie-Sticks und Gruppen von Pauschaltouristen hindurchkämpfen muss, um einen Platz in der ersten Reihe zu ergattern. Falls Sie einen Wagen gemietet haben und noch in Otzias sind, schauen Sie zu Ihrer Linken aufs Meer hinaus. Sehen Sie den kleinen Berg? Fahren Sie darüber hinweg und entdecken Sie einen Flecken, wo Sie allein mit den Klippen und dem Meer sind. Sie können aber auch nach Vourkari fahren und sich das Spektakel mit der Schickeria ansehen. Vourkari ist der malerische Hafen der Insel und der einzige Ort, wo nachts etwas los ist. Hier legt der Jetset abends an und schwärmt aus in die Cafés, Restaurants und Bars.
Samstag: Leute im Dorf
Keas Hauptstadt Ioulida rieselt den Berghang hinunter wie ein Glas ausgeschüttete Milch. Besuchen Sie das kompakte archäologische Museum und verlieren Sie sich danach in den weißgetünchten Sokakia (Gässchen). Halten Sie dabei Ausschau nach Pinselstrichen des griechischen Künstlers Alekos Fassianos, der ein Haus in Ioulida besitzt, während Sie durch das gewölbte Eingangsportal die Stadt betreten.
Laufen Sie durch die Stadt bis an den Ortsrand, um dem Inselmaskottchen Leon, dem Löwen von Kea, Ihre Ehrerbietung zu erweisen. Diese aus dem Fels heraus gemeißelte Raubkatze, die der Stadt unter ihr zulächelt, stammt aus dem 6. Jahrhundert v. Chr. Dem Mythos zufolge soll der Löwe von den Göttern des Olymp nach Kea entsandt worden sein, um die Nymphen von der Insel zu vertreiben und die Insel zu zerstören. Grund war der Neid der Götter auf den Wasserreichtum der Insel dank der Nymphen. Offensichtlich war dieser seltsamerweise freundliche Löwe nicht erfolgreich. In Ioulida ist sogar die einzige Bar nach ihm benannt.
Suchen Sie sich ein schattiges Plätzchen unter den massiven Bäumen in der Taverne Ton Kalofagadon, am Hauptplatz der Chora. Diese Taverne ist bekannt für ihre keanischen Spezialitäten. Probieren Sie die Loza (das Prosciutto von Kea) oder den Paspalas (gebratenes Schweinefleisch mit Tomaten, Eiern und Käse). Das Spanferkel ist Beweis dafür, dass man sich auch mit Fleisch am Spieß auskennt.
Machen wir uns auf den (Feld-)Weg? Fahren Sie nach Xyla für ein Bad bei Sonnenuntergang. Dieser Strand ist bei weniger anspruchsvollen Ansässigen beliebt, weil er in der Regel nicht überlaufen ist. Die beste Zeit zum Schwimmen ist am Nachmittag, wenn alle anderen zum späten Mittagessen unterwegs sind. Für all jene, die zurückbleiben, gibt es Sonnenbett-Service.
Nirgendwo auf Kea lässt es sich besser zu Abend essen als barfuß am Strand im Strofi tou Mimi in Vourkari. Manche meinen, hier gebe es die besten Fritten in ganz Griechenland, und wir werden dem nicht widersprechen. Bestellen Sie das Saganaki (frittierten Käse), während Sie warten, solange der Koch Ihren frischen Fisch grillt. Falls Sie Lust auf etwas Action nach dem Abendessen haben, dann sind Sie hier am richtigen Ort. Sie brauchen nur den Segelbooten zu folgen, die im Yachthafen angedockt sind, bis Sie Vinilio erreichen. Jeder, der Rang und Namen hat, wird hier sein.
Sonntag: Erlebnistag
Beginnen Sie den Tag auf griechische Art. Wählen Sie aus den vielen Variationen der Tyropita (Käsetasche) in der Bäckerei Korissia gegenüber der Anlegestelle der Fähre. Falls Sie einen Leckerbissen aus Kea mit nach Hause nehmen möchten, besorgen Sie sich Amygdalota (mehllose Plätzchen mit Mandeln aus lokalem Anbau), ein Glas Thymianhonig oder einige Eichelplätzchen von der nahegelegenen Red Tractor Farm.
Auf der östlichen Seite der Insel befinden sich die Überbleibsel von Karthea, einer der vier antiken Städte von Kea. Gegründet wurde sie im 12. Jahrhundert v. Chr. an einem Hang direkt über einer zauberhaften Bucht. Von dort aus sind es 90 Minuten Fußmarsch den schroffen Hang hinunter zu einem unberührten Küstenstreifen und wieder hinauf. Aber die Mühe lohnt sich.
Wenn Sie kein Fan von extremen Wanderungen sind: Kea verfügt über 81 Kilometer (hauptsächlich leichte) Wanderwege, die Teil eines antiken Straßennetzes sind, welches die damaligen Stadtstaaten verband. Probieren Sie die Ioulida-Otzias-Route: Mit einer Länge von etwas über fünf Kilometern führt der Weg am Leon von Kea vorbei zur erfrischenden Ziellinie am organisierten Strand von Otzias.
Ansonsten könnten Sie den Tag mit Schnorcheln oder Gerätetauchen am Strand Koundouraki verbringen. Das Riff ist eine der Top-Attraktionen für Taucher in Griechenland. 1911 ist das Schwesterschiff der Titanic, die Britannic, direkt vor dem Hafen der Insel auf den Meeresboden gesunken. Obwohl das Wrack nur für professionelle Taucher zugänglich ist, macht es doch Spaß sich auszumalen, was sich in der Tiefe verbirgt, während die Fähre in den Hafen von Korissia einfährt.
Wenn Ihnen all das zu anstrengend vorkommt, können Sie sich natürlich auch am Strand Koundouros einen Cocktail und ein Sonnenbett neben den Jetsettern der Insel besorgen und so tun, als wären Sie auf Mykonos.
Ihr letztes Abendessen sollte was ganz Besonderes sein. Aristos ist ganz besonders stolz auf seine Hummer-Spaghetti, aber seine Fischsuppe ist ebenfalls sensationell. Überdies macht es Spaß dem charmanten Yachtvolk dabei zuzusehen, wie es Anker wirft und von Bord geht, um sich zu den Gästen in diesem beliebten Restaurant zu gesellen. Für Naschkatzen ist der feine Eiscreme-Laden Kayak in der Nähe. Der gefrorene griechische Joghurt ist einfach göttlich.
Infokasten
Täglich fahren in der Regel drei Fähren vom Hafen Lavrio, wobei der Fahrplan im Juli und August aufgestockt wird. Fahrkarten sind im Hafen erhältlich, aber wenn Sie während der Hochsaison mit dem Auto unterwegs sind, raten wir dringend dazu, die Fahrkarten im Voraus auf Viva, Ferryhopper oder Ferryscanner zu buchen.
Das Beste ist es, einen Wagen von Athen zu besorgen und mit auf die Fähre zu nehmen. Andernfalls kann man im Hafen Korissia ein Fahrzeug mieten, aber während des Sommers gibt es dort oft lange Warteschlangen. Die Insel verfügt über einen zuverlässigen Bus-Service, aber damit kommen Sie nur in Ortschaften, die durch ein asphaltiertes Straßennetz verbunden sind. Informieren Sie sich im Hafen über den Busfahrplan.
Für weitere Informationen über Kea besuchen Sie http://destinationkea.com/en/