Es ist eine großartige Idee, Athen im Dezember einen Besuch abzustatten. Das Wetter ist zwar kühl, aber bei weitem nicht frostig. Es gibt weniger Touristen in der Stadt (was gleichbedeutend mit kürzeren Schlangen zu all Ihren Lieblingsattraktionen ist). Und die Einheimischen sind viel draußen und genießen das Funkeln und Glitzern der Weihnachtsbeleuchtung, die über den Straßen der Stadt hängt. Athen mag zwar kein klassisches Winterurlaubsziel sein, zumindest nicht in dem Sinne, wie es die schneebedeckten nordeuropäischen Städte sind; aber auch in der griechischen Metropole gibt es zu dieser Jahreszeit reizvolle Traditionen, die Sie miterleben, und leckere saisonale Gerichte, die Sie in ihren Bann ziehen können. Hier erfahren Sie, wie die Griechen Weihnachten feiern und was Sie tun können, um am festlichen Spirit teilzuhaben.
Schmückt die Säle
In Griechenland und Athen startet die Weihnachtssaison am 6. Dezember mit dem Fest des Heiligen Nikolaus und dauert bis zum Tag der Epiphanie (dt. „Erscheinung des Herrn“) am 6. Januar. Einen ganzen langen Monat lang finden also Feierlichkeiten statt, die man genießen kann. Gemäß der griechischen Tradition ist es am Neujahrstag, wenn der Agios Vasilis (der Heilige Vasilios), die griechische Version des Weihnachtsmanns, Geschenke bringt. Mit seinem westlichen Pendant hat er jedoch nicht viel gemein: Er ist groß, schlank, hat einen dunklen, buschigen Bart und ist für seine Großzügigkeit und Freundlichkeit den weniger Privilegierten gegenüber bekannt. Heutzutage können die meisten Kinder ihre Geschenke am Heiligabend oder am Weihnachtsmorgen aufreißen, aber einige bekommen auch ein Geschenk am 1. Januar, dem Festtag des Heiligen Vasilios, um die alte Tradition am Leben zu erhalten.
In der ersten Dezemberwoche werden auf jedem Athener Platz Weihnachtsbäume aufgerichtet (der Hauptbaum steht freilich, festlich beleuchtet, auf dem zentralen Syntagma-Platz). Aber es ist noch nicht lange her, dass das traditionellere Karavaki (kleines Segelschiff), beleuchtet und mit Ornamenten verziert, das Herzstück der Weihnachtszeit war. Der Brauch mit dem Segelschiff hat seinen Ursprung auf den griechischen Inseln, wo sich die Männer traditionell als Seeleute verdingen mussten und oft für längere Zeit nicht zu Hause sein konnten. Um die sichere und gesunde Rückkehr der Männer feierlich zu begehen, verzierten die Einheimischen kleine Schiffe und stellten sie in ihren Häusern auf den Boden nebst dem Kamin, wobei der Bug der Schiffe nach innen gerichtet war, um die Heimreise zu symbolisieren. In einigen, vor allem in Meeresnähe gelegenen Stadtvierteln wird bis heute an dieser Tradition festgehalten.
Erwähnenswert ist zudem die griechische Variante des Sternsingens. Traditionell ziehen hierbei Kindergruppen am 24. Dezember, am 31. Dezember und am 6. Januar ab dem frühen Morgen durch die Straßen, läuten an den Türen ihrer Nachbarn und bitten um Einlass. Begleitet von einer Triangel, singen sie dann die Kalanta (traditionelle Weihnachtslieder) und bekommen dafür zumeist ein gutes Taschengeld von ihren großzügigen Nachbarn. An diesen Tagen werden Sie wahrscheinlich in vielen Geschäften, Restaurants und Cafés der Stadt auf Gruppen junger Sternsinger stoßen, die die Betreiber fragen: „Na ta poume?“ (Sollen wir singen?).
Am Neujahrstag werden überall in Athen Granatäpfel an Türschwellen zerschlagen. Die leuchtend rosaroten Samen, die durch das Zerschlagen herausspringen, symbolisieren für die ganze Familie Glück und Wohlstand im kommenden Jahr.
Festliche Schmausereien
Was die süßen Weihnachtsleckereien betrifft, so teilen sich die Griechen in der Regel in zwei große Lager auf: in diejenigen, die Melomakarona lieben, und in diejenigen, die nach Kourabiedes verrückt sind. Melomakarona sind Sirup durchtränkte, ölbasierte Kekse, die mit Honig, Nüssen, Nelken, Zimt und Orange aromatisiert sind. Kourabiedes könnten nicht unterschiedlicher sein: Sie sind krümelige, mit Puderzucker überzogene und mit Walnüssen versetzte Butterkekse. Gehen Sie doch in eine der vielen Bäckereien und Konditoreien in Athen und kosten Sie beide Süßspeisen, um zu entscheiden, welchem Team Sie angehören wollen.
Das Mittagessen am Ersten Weihnachtstag umfasst üblicherweise die griechische Angewohnheit, so viele verschiedene Gerichte wie möglich zu kochen, mit der Folge, dass sich die Mahlzeit der Familie in die Länge zieht und nahtlos ins Abendessen übergeht. Ein spezielles Schweinefleischgericht, wie zum Beispiel eine Frikassee-Variante oder eine Art Schmorbraten mit Pflaumen, steht oft im Mittelpunkt des weihnachtlichen Festmahls. Viele entscheiden sich auch dafür, das Weihnachtsessen auf den Heiligabend vorzuverlegen, was aber nicht bedeutet, dass es am nächsten Tag zu keiner Wiederholung kommt. Aber auch wenn Ihnen keine private Einladung vorliegen sollte, am Weihnachtsschmaus einer griechischen Familie teilzunehmen, besteht kein Grund zur Sorge. Die meisten Restaurants in Athen haben während der Feiertage geöffnet und bieten spezielle Weihnachtsmenüs an.
Wenn Sie über Neujahr in Athen sind, probieren Sie unbedingt den traditionellen Neujahrskuchen, die Vasilopita (ein einfacher Hefeteigkuchen), die normalerweise mit Orange und manchmal mit einer ungewöhnlichen Geschmacksnote, wie z. B. Mastix, gewürzt und mit Puderzucker bestreut wird. Jede Vasilopita enthält eine Münze. Der Kuchen wird in Scheiben geschnitten und in der Reihenfolge vom ältesten bis zum jüngsten Menschen verteilt. Derjenige, der die Münze in seinem Kuchenstück findet, wird das ganze Jahr über Glück haben.
Dies ist die Zeit, um froh zu sein (und einkaufen zu gehen)
Im Vorfeld von Weihnachten geraten die Athener in einen regelrechten Einkaufswahn. Dabei geht es nicht nur darum, den Strumpf des Weihnachtsmanns zu füllen. Zwei der wichtigsten Namenstage des Jahres – derjenige von Christina und derjenige von Vasilis – fallen ebenfalls in den festlichen Zeitraum zwischen den Jahren (Namenstage sind in Griechenland wichtiger als Geburtstage).
Suchen Sie nach einem Weihnachtsmarkt? Informieren Sie sich über What's On, was in Athen über die Feiertage los ist und wählen Sie aus den vielen Basaren und Märkten aus, die in der Stadt stattfinden. Die Weihnachtsfabrik in der Technopolis kann eine Menge Spaß machen, besonders wenn Sie kleine Kinder haben. Auf dem Basar werden Kunsthandwerksprodukte und Geschenkartikel verkauft, und Sie finden auch thematische Spielplätze und Karusselle sowie andere Fahrgeschäfte für die Kleinen.
Einer der schönsten Orte, um in festliche Stimmung zu kommen, ist das Kulturzentrum der Stavros Niarchos-Stiftung. Dessen Lichtinstallationen sind ein Grundnahrungsmittel für Instagram, also laden Sie unbedingt Ihr Handy auf, bevor Sie hingehen. Es gibt auch kostenlose Konzerte und diverse andere Aufführungen, und Sie können auf der Freiluft-Eisbahn, die jeden Winter aufgebaut wird, Schlittschuh laufen.
Raus mit dem Alten, rein mit dem Neuen
Silvester ist in Athen eine große Sache. Achten Sie darauf, an diesem Tag zu schlafen. Nehmen Sie ein spätes Abendessen ein (reservieren Sie im Voraus, wohin Sie auch gehen möchten), und beobachten Sie dann, wie das Feuerwerk über der Akropolis explodiert. Einige Einheimische lieben es, nach Mitternacht in ein Bousouki-Lokal (Bousoukia) zu gehen. Andere begrüßen das neue Jahr, indem sie sich an einem Esstisch versammeln und bis zum Sonnenaufgang Karten spielen.
Das Ende der Weihnachtszeit wird durch das Theophanie- (oder Epiphanie-) Fest am 6. Januar markiert. Wenn Sie sich in Meeresnähe aufhalten, können Sie Zeuge der Großen Wasserweihe (Segnung des Wassers) durch einen Priester werden, die damit endet, dass er ein Kreuz ins Wasser wirft. Eine wahre Gaudi ist es dann dabei zuzusehen, wie in Badeanzügen gekleidete Zuschauer in das kalte Wasser springen, um das Kreuz herauszufischen. Der Gewinner wird vom Priester gesegnet und kann sich auf ein glückliches Jahr freuen.